Rezension

Ein Schmöker mit dem Flair der goldenen 20er Jahre

Die fremde Schwester - Lauren Willig

Die fremde Schwester
von Lauren Willig

Bewertet mit 4 Sternen

England, 1927: Rachel arbeitet als Erzieherin in einem französischen Haushalt. Ihren Vater hat sie bereits vor über zwanzig Jahren verloren. Deshalb ist ihr Entsetzen groß, als sie ein Telegramm aus der englischen Heimat erhält, in dem ihr mitgeteilt wird, dass ihre Mutter schwer an der Grippe erkrankt ist. Rachel bricht sofort nach England auf. Doch sie kommt zu spät. Ihre Mutter ist bereits gestorben und beerdigt. Unter den Sachen der Mutter findet Rachel ein Foto, auf dem Graf Ardmore mit seiner Tochter zu sehen ist. Rachel glaubt ihren Augen nicht zu trauen, denn der Graf sieht genauso aus, wie ihr Vater. Doch der soll doch bereits lange verstorben sein. Um hinter das Geheimnis dieses Fotos zu kommen, reist Rachel nach London. Dort findet sie heraus, dass es sich tatsächlich um ihren Vater handelt, der dort mit ihrer Halbschwester abgebildet ist. Der Klatschkolumnist Simon Montfort bietet Rachel seine Hilfe an. Mit seiner Unterstützung gelingt es ihr, unter fremdem Namen Zugang zur Londoner High Society zu bekommen und sich unerkannt im Umfeld ihrer Halbschwester zu bewegen....

Der Einstieg in diesen Roman gelingt mühelos, denn die Autorin versteht es hervorragend, Handlungsorte und Protagonisten so lebendig zu beschreiben, dass man beinahe das Gefühl hat, selbst dabei zu sein. Die Atmosphäre der goldenen 20er Jahre wird eindrucksvoll beschrieben und ist zwischen den Zeilen förmlich spürbar. Dadurch kann man ganz in die Handlung eintauchen. Der Schreibstil ist flüssig und angenehm lesbar, sodass man regelrecht durch die Seiten fliegt.

Die Hauptprotagonistin Rachel wirkt sehr sympathisch. Deshalb beobachtet man gerne, wie sie sich in die gehobene Gesellschaft einschleust und damit auf die Suche nach ihrer Familie macht. Besonders die Wortgefechte, die sie sich im Verlauf der Handlung mit dem Klatschkolumnisten Simon liefert, sorgen dafür, dass diese beiden Charaktere äußerst lebendig wirken. Die Geschichte selbst hält einige Überraschungen bereit, denn vieles ist nicht so, wie es auf den ersten Blick scheint. Dadurch kommt beim Lesen keine Langeweile auf. 

"Die fremde Schwester" ist für mich ein wunderschöner Schmöker, den man durch den flüssigen Schreibstil sehr gut und schnell lesen kann. Ich habe mit diesem Buch jedenfalls einige interessante Stunden verbracht, die im Nu verflogen sind. Ich muss allerdings zugeben, dass mir die Ereignisse zum Ende hin doch sehr klischeehaft erschienen, sodass ich damit nicht ganz zufrieden war. Dennoch vergebe ich auf meiner persönlichen Bewertungsskala vier von fünf möglichen Sternchen.