Rezension

Ein schönes Schmankerl für Fans!

Feuer und Stein - Eine Liebe in den Highlands - Diana Gabaldon

Feuer und Stein - Eine Liebe in den Highlands
von Diana Gabaldon

Bewertet mit 4 Sternen

Normalerweise tue ich das nicht, aber in dem Fall möchte ich einmal auf die bisherigen Rezensionen auf amazon eingehen, in denen sich fürchterlich darüber mokiert wird, dass es sich bei dieser “Feuer und Stein” Ausgabe um einen Comic, sprich um viele Bilder und wenig Text handelt und das man sich ja ganz andere Vorstellungen zu einem “Graphic Novel” gemacht hat.

Ich frage mich, ist das dann die Schuld des Romans und des Verlages oder des Lesers selbst? Wenn ich mir ein Sachbuch über das historische Schottland kaufe und mich dann wundere… oops ist ja gar keine romantische Liebesgeschichte und keine Dialoge drin, dann hab ich halt Pech gehabt, wenn ich mich nicht vorher zumindest ein bisschen über das Buch informiert habe. Und das heißt in diesem Fall einfach mal den Klappentext lesen.

Und wenn ich überhaupt noch kein Graphic Novel in den Händen gehalten habe, gehe ich entweder mal in einen richtigen Buchladen und schaue mir “Feuer und Stein” vor dem Kauf an oder schaue zumindest mal bei amazon, wie denn andere Graphic Novels so aussehen, dann wäre mir schnell klar gewesen, was da auf mich zukommt.

Es berechtigt meiner Meinung nach aber niemanden dieses Buch schlecht zu beurteilen, weil man zu faul gewesen ist, sich vorher zu informieren. Es ist eine leider modern gewordene Eigenart sich über Dinge aufzuregen, für die man eigentlich selbst verantwortlich ist. Auffällig ist hier übrigens, dass die englische Ausgabe fast ausschließlich positiv bewertet wurde, weil in den USA das Graphic Novel schon verbreiteter ist und wohl eher der Inhalt bewertet wurde.

Aber kommen wir nun zum Buch selbst. Natürlich hat jeder Leser seine eigene Vorstellung davon, wie Jamie und Claire, aber auch die vielen anderen Figuren, auszusehen haben und deswegen dürfte es unmöglich sein, jeden zufrieden zu stellen. Ich für meinen Teil kann mit der Interpretation der Hauptfiguren gut leben. Claire ist kein Püppchen, sondern wie ihm Roman beschrieben, sehr weiblich gebaut und in ihrem Gesicht kann man gute ihre Durchsetzungskraft erkennen (sehr markante Augenbrauen, die von der Zeichnerin oft in Szene gesetzt werden).

Ich gebe zu, Jamie sieht nicht wie der Jamie in meinem Kopf aus, aber ich kann gut damit leben und mich trotzdem an den ansonsten sehr stimmigen Bildern erfreuen, denn dafür sind einige Nebenfiguren wirklich meisterhaft getroffen (Jack Randall, Murtagh, Mrs Fitzgibbons, etc.) Die Illustratorin Hoang Nguyen hat ein gutes Auge für Atmosphäre und stellt mit Farben  Stimmungen und besonders die Atmosphäre verschiedener Orte hervorragend dar.

Ganz offensichtlich richtet sich das Graphic Novel aber an Leser, die die Saga bereits kennen, weil inhaltlich doch einiges vorausgesetzt wird. Aber wie soll man ein 800 Seiten Buch auch bitte auf 220 Seiten unterbringen. Ich halte das nicht für einen Nachteil, weil Gabaldon selbst im Nachwort dieses Buch als weiteren Blickwinkel für Fans bezeichnet. Dieses Buch bleibt und ist ein Schmankerl.

Ich möchte mich jedenfalls bei Blanvalet bedanken, dass sie den Mut hatten dieses Buch zu übersetzen, obwohl der normale Gabaldon Leser wohl keine Graphic Novel kennt und so die Veröffentlichung ein Risiko bedeutete. Allerdings muss man wirklich bemängeln, dass die Geschichte nicht aus Jamies, sondern aus Murthags Sicht erzählt wird und man deswegen auf den irreführenden Aufkleber auf dem verschweißten Buch hätte verzichten sollen. Für jeden Fan der Autorin ist der Comic eine schöne Facette einer bekannten Geschichte, die ich persönlich nicht missen möchte.