Rezension

Ein Schreibstil, das mitreisst und durch wirklich kurze Kapitel zum Lesen anregt.

Wo Milch und Honig fließen - Grace McCleen

Wo Milch und Honig fließen
von Grace McCleen

Ein wirklich bezaubernder Roman, in einer wirklich tollen bildlichen Sprache. Eigentlich ist es ein sehr ernstes Thema. Nicht nur Religion, sondern auch Mobbing und ein abgesondertes Leben werden hier angesprochen. Hier erzählt ein 10-jähriges Mädchen aus ihrem Leben. Sehr schön und so detailiert, so direkt am Menschen.
Ich mochte die Geschichte sehr, dabei bin ich nicht mal annähernd religiös. Und die Zeugen Jehovas, nun gut, sind auch nicht gerade meins. Aber dennoch, eine wirklich interessante Geschichte, die sehr tiefgreifend ist. Hier geht es um den Glauben und das Mädchen glaubt. Nur glaubt sie an den Richtigen? So ganz hat sich das Rätsel nicht gelöst. War es Gott, war es der Teufel, der mit dem Mädchen sprach? Wie sehr hat das Leben mit diesem strengen Glauben das Mädchen geprägt? Wie sehr hat es ihr Leben außerhalb der elternlichen Mauern beeinflusst? Viele und noch mehr Fragen tauchen hier auf. Man macht sich Gedanken, wie Kinder mit ehrlichen Glauben auch leiden können. Wie sehr ihnen das Böse ihrer Mitmenschen zu nah geht.
Mobbing? Ja auch das. Ob das hier mit ihrem glauben zu tun hat, das kann man nicht sagen. Die Autorin bindet dieses Thema mit ein. Und es regt wieder zum Nachdenken an. Gewalt, weil man anders ist oder auch ausschliessen aus der Gemeinschaft. Das Leben ist für Judith nicht einfach. Schule ist nichts was sie braucht. Dort mag sie nicht gern sein, was sich erst ändert, als sich auch das Lehrpersonal ändert. Dann macht es Spaß dort zu sein, gefordert zu werden oder einfach nur verstanden. Die neue Lehrerin hält nicht viel von den bösen Attacken eines Mitschülers, der eigentlich auch nicht das vorbildliche Leben führt und selbst nicht sonderlich helle ist und der selbst nicht aus der Masse sticht. Sondern sich einfach wichtig macht und glaubt, mit allem durchzukommen, was aber natürlich nicht klappt.
Das wichtigste in Judiths Leben ist "Das Land der Zierde". Hier flüchtet sie. Nicht nur von der realen Schulwelt, sondern auch vor ihrem Vater, der ihr nicht die Liebe geben kann, die sie sich wünscht. Judith gibt sich an allem, was passiert, die Schuld und die Stimme in ihrem Kopf, gibt ihr da auch noch Recht. Nur ist es so ungerecht, wenn sie sich Dinge wünscht, die auf einmal in Erfüllung gehen? Ist es nicht immer so, das Gutes auch Schlechtes nach sich zieht?
Hier versteckt sich das junge Mädchen und wünscht sich verschiedene Dinge, ein anderes Leben, den Weltuntergang. Hierher flüchtet sie aus dem realen leben und baut aus Abfällen ein Land, das ihr gefällt, ein Leben, das ihres sein könnte.
Das Cover hat mich gleich gereizt, denn ich bin ein Leser, der sich von schönen Covern schon überzeugen lässt. Selten war auch ein buch dabei, daß dann nicht meine Erwartungen erfüllen kann. Hier wurde ich von mir selbst überrascht. Denn so religiöse Bücher sind nicht wirklich das, was ich aussuchen würde, wenn ich den Buchladen meines Vertrauens besuche. Obwohl man sich davon nicht erschrecken lassen darf, denn es ist nicht so, wie man es erst denkt. Es ist tiefsinnig und emotional. Es birgt Themen, die oft nicht angesprochen werden und dieses Mädchen lernt uns viel mehr, als jeder sich eingestehen würde.
Ein wirklich lesenswertes Buch, das in keinem Regal fehlen darf. Tiefsinnig und so bildlich beschrieben, das manch eine Situation dich rot vor Scham werden lässst.

Ich muss schon sagen, mich hat das Buch sehr zum Nachdenken angeregt und ich kann es nur jedem empfehlen. Es ist ein Lesegenuss.