Rezension

Ein Schulaufsatz

Palast der Miserablen - Abbas Khider

Palast der Miserablen
von Abbas Khider

Bewertet mit 1.5 Sternen

 

Shams Hussein ist ein normaler, irakischer Junge vom Land. Es ist die Zeit nach dem achtjährigen Krieg zwischen dem Irak und Iran.

Shams Eltern sind arm und wünschen sich ein besseres Leben für sich und ihre Kinder. So ziehen sie mit Shams und dessen älterer Schwester Qamer bald nach Bagdad, in der Hoffnung, dort ein friedlicheres Leben und ein besseres Auskommen zu finden.

In einem Slum am Rande einer Müllhalde, genannt das Blechviertel, bauen sie sich ein neues Leben auf, während das Land hart vom Wirtschaftsembargo gegen Saddam Hussein getroffen wird.

Shams lernt neue Freunde kennen und mit ihnen die Welt der Kunst, insbesondere der Bücher.

 

Das alles klingt zunächst einmal nach einem interessanten Stoff für eine politisch relevante und emotionale Story. Leider jedoch kommt Abbas Khiders Roman daher, wie ein Schulaufsatz zum Thema „Meine Heimat, der Irak“, geschrieben von einem pubertierenden 16-Jährigen.

Der Geschichte fehlt jegliche Tiefe, die Dialoge sind banal und über eine reine Zustandsbeschreibung kommt der Text nicht hinaus.

Als Parallelhandlung zum Erwachsenwerden Shams, werden dem Leser die Leiden eines in den Folterkellern Saddam Husseins inhaftierten Mannes geschildert, bei dem es sich um den erwachsenen Shams handelt, der während des zweiten Irakfeldzugs der Amerikaner auf sein Überleben hofft.

 

Furchtbare, grausame Dinge erfährt der Leser, Gewalt, Armut, Missachtung von Frauen, Unterdrückung, und doch bleibt man bei der Lektüre seltsam unberührt.

Das liegt in erster Linie an dem wirklich gewöhnungsbedürftigen, simplen Erzählstil Khiders und an dem völligen Fehlen interessanten Personals. Alle Figuren wirken blass und klischeebeladen und Shams verliert die naive Erzählstimme seiner kindlichen Perspektive am Anfang auch als Erwachsener nicht. Oberflächlich ändern sich die Lebensverhältnisse, je nachdem ob die Familie Geld hat, oder nicht, aber eine Wandlung erfahren die Personen nie.

Shams lernt zwar die Welt der Kunst kennen, kann aber aus eigener Kraft sein Leben nicht ändern und bleibt passiv.

Die Welt der Bücher, in die Shams im „Palast der Miserablen“ eintaucht, hält am Ende keine Lösung für ihn bereit. Und auch der Leser bleibt ratlos zurück.

 

 

Ich empfinde diesen Roman als überflüssig, denn er läßt mich an keiner Stelle tief, oder psychologisch glaubhaft in eine andere Welt eintauchen, sondern bleibt kläglich an der Oberfläche.