Rezension

Ein schwerer Einstieg mit einem vielversprechendem Ende

Die Überlebenden - Alexandra Bracken

Die Überlebenden
von Alexandra Bracken

'Als das Weißrauschen losging, waren wir gerade im Garten beim Unkrautjäten.' (Erster Satz)
Ruby hat als eines von wenigen Kindern in ihrer Nachbarschaft überlebt und der Grund dafür ist eine 'Krankheit' namens IAAN, bei dem die Kinder entweder sterben oder überleben und außergewöhnliche Kräft entwickeln. Jedes Kind, das überlebte, wurde von den Psi Special Forces eingesammelt und in einem Lager eingesperrt, dass sie und die anderen Überlebenden kurieren sollte. Inzwischen ist Ruby aber seit 6 Jahren da und hat erkannt, dass es keine Heilung gibt.
Als sich ein Ausweg ergibt, muss sie ihn nutzen, denn sie hat nicht vor den Rest ihres Lebens in einem Lager, in dem sie nichts hält, zu verbringen und Stück für Stück zu sterben.

Rezension
Zu dem schweren Schreibstil, an den ich mich erst zum Ende hin gewöhnt habe, kommt dazu, dass man schon von der ersten Seite an mit Informationen überladen wird, die einen zunächst zu erdrücken scheinen und nicht auf die leichte Schulter genommen werden können. 
Danach folgte jedoch schon ein Abschnitt, der einem die Möglichkeit gab, sich die Geschichte durch den Kopf gehen zu lassen und Ruby's altes und neues Leben näher kennenzulernen. Dieser erstreckte sich jedoch über einen weiten Teil des Buches und hat mir nur wenige spannende Seiten geboten, die zwischen vielen, weniger aufregenden, Passagen fast untergehen.
Erst zum Ende hin folgte dann die sehnsüchtig erwartete Spannung und ließ mich schlussendlich doch in einen Lesefluss fallen, auch wenn ich auch an diesem Punkt noch immer über einige Sätze gestolpert bin.
Auch mit der Protagonistin Ruby konnte ich mich nicht direkt anfreunden, da sie zu Beginn des Buches in Selbstmitleid badet und, wann immer möglich, den Weg des geringsten Widerstandes nimmt. Natürlich kann man ihr das im ersten Moment nicht übel nehmen, da es mit ihrem Leben schon sehr früh steil bergab ging. Immerhin merkt man mit der Zeit doch, dass sie nicht nur äußerst intelligent, sondern auch eine Überlebenskünstelerin ist, die nicht nur sich selbst, sondern auch anderen aus ihren Löchern helfen kann.
All die Nebencharaktere wirken schon zu Beginn etwas sympathischer, da sie ihren Kampfgeist noch besitzen. Liam, zum Beispiel, versucht jedem Kind zu helfen und es zu verstehen, auch wenn dadurch seine eigenen Gefühle auf der Strecke bleiben. Dazu kommt, dass bei ihm jeder eine Chance bekommt und keiner von vornerein weggestoßen wird. Anders dagegen ist es bei Zu und Chubs. Aber obwohl Zu schwer vertrauen fasst und sich weigert auch nur ein Wort zu sagen, schließt sie Ruby in ihr Herz und findet ihr Vertrauen in andere, aber auch in sich selbst wieder und öffnet sich einer Welt, die ihr zu lange verschlossen war. Und auch Chubs ist, auf den zweiten Blick, ein sympathischer Charakter, der immer für Wirbel sorgt und kein Blatt vor den Mund nimmt, vor allem dann, wenn er zeigen kann, wie intelligent er doch ist. 
Aber nun wieder zur Geschichte selbst, dessen Idee seinen mit der Zeit seinen Reiz offenbart, aber nicht gerade vor Innovation sprüht. Die Autorin gibt sich mit Details und Beschreibungen viel Mühe, schweift aber sehr oft vom Wesentlichen ab, wodurch der rote Faden sich immer mehr in ein Netz verstrickt und in viele verschiedene Richtungen einschlägt.
Leider dauert es auch eine ganze Weile bis die Spannung ansteigt, auch wenn sie dann direkt durch die Decke schießt und zusammen mit einigen neuen Menschen die Story anfacht. 
Der Schluss hat mir dann aber noch den Atem geraubt und meine Neugier auf die Fortsetzung geweckt, was nicht nur dem Cliffhanger zu verdanken ist, sondern auch der Intensität der Gefühle am Ende dieses Bandes.

Fazit
Trotz seiner Charaktere, die ich zum Schluss hin in mein Herz geschlossen habe und der reizvollen, wenn auch nicht innovativen, Idee, konnte ich mich erst zum Schluss hin die Geschichte wirklich genießen. Denn meiner Meinung nach muss die Autorin noch etwas an ihrer Struktur arbeiten und sich an einem Strang, denn sie vorher festlegt, orientieren. Außerdem sollte man sich bei dieser Lektüre bewusst sein, dass es trotz des Genres schwer zu verdauen ist und neben dem Schreibstil, auch die Umstände, einem im Magen liegen könnten.