Rezension

Ein sehr außergewöhnliches, besonderes Buch, humorvoll, sarkastisch, emotional, feministisch und mutig!

Oreo
von Fran Ross

Bewertet mit 4.5 Sternen

Ein sehr außergewöhnliches, besonderes Buch, humorvoll, sarkastisch, emotional, feministisch und mutig!

 

„Sehr schwarz“ gibt es nicht. Diese Formulierung benutzen nur Weiße. Für Schwarze ist „schwarz“ schwarz genug (und in den meisten Fällen zu schwarz, denn Schwarze sind mehrheitlich nicht annähernd so schwarz wie ihr schwarzes Portemonnaie). Wenn ein Schwarzer sagt: „John ist sehr schwarz“ meint er nicht die Hautfarbe, sondern die politische Einstellung.“

 

In Oreo lernen wir die sechzehnjährige Christine oder besser gesagt „Oreo“ aus Philadelphia kennen, die das Kind eine schwarzen Mutter und einen jüdischen Vaters ist. Sie wird in ihrem Umfeld Oreo genannt, wie die bekannte Keksmarke- zwei dunkle Kakao-Kekse mit einer Füllung aus heller Vanille-Crème-, innen weiß und außen schwarz. Sie ist eine Außenseiterin und ist besonders. Die Familie der Mutter und die Familie des Vaters verstehen sich überhaupt nicht gut. Grund ist die jeweilige Herkunft. Ihr Vater hat die Familie früh verlassen und lebt mittlerweile in New York und genau dorthin will nun auch Oreo hin, um ihn zu finden, denn er hat ihr ein Rätsel überlassen, das sie nun lösen muss...

 

 

Das Buch ist in den USA schon 1974 erschienen, zu Zeiten der Black- Power- Bewegung sowie feministischen Bewegung von Woman of Color und wurde in Deutschland quasi wiederentdeckt, ins deutsche übersetzt und ist im dtv Verlag erschienen. Die Autorin ist leider schon 1985 verstorben. Sie behandelt in dem Buch ihre eigenen Rassismuserfahrungen und die damaligen gesellschaftlichen Verhältnisse, die sich im Grunde bis heute nicht verbessert haben, sondern durch die aktuelle blacklivesmatter Bewegung wieder öffentlich geworden ist. Auch Ross ist die Tochter einer Schwarzen Mutter und eines jüdischen Vaters. Auch wenn die Art des Schreibens anders ist, fiel mir während des Lesens ein, dass Fran Ross für das weibliche Pendant zu James Baldwin ist, die beiden kannten sich bestimmt ;)

 

Das Buch hat zwei Teile, der erste der vor der Reise nach New York spielt und die Familie von Oreo vorstellt und der der zweite Teil, auf der wir sie nach New York begleiten und weite Personen kennenlernen, denen Oreo begegnet. Oreo ist mir sehr sympathisch gewesen, einerseits schmunzelt man mit ihr und auch über sie andererseits ist sie  eine sehr tiefgründige, reife und mutiges junges Mädchen. 

 

Auch wenn mir das Buch sehr gefallen und sehr berührt hat, fand ich den Schreibstil anfangs doch etwas schwierig zu lesen und den 1 Teil hat sich auch etwas gezogen. Es ist eine ganz andere Art des Schreibstils für mich gewesen, dennoch sehr gut und fesselnd aber auch traurig und sehr zum Nachdenken anregend. Wir brauchen mehr Personen wir Oreo...

Ein Buch, das mein Buchregal nie verlassen wird, ich vergebe 4,5 Sterne und bedanke mich ganz besonderes bei Fran Ross und dem dtv Verlag...