Rezension

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Ein sehr bewegendes Buch

Das Licht zwischen den Meeren
von M. L. Stedman

Bewertet mit 4.5 Sternen

Sie brachen alle Regeln und folgten ihrem Herzen. Was danach passierte, wird das Ihre brechen … 1926, Janus Rock. Auf einer abgelegenen Insel im Westen Australiens arbeitet Tom Sherbourne als Leuchtturmwärter. Mit seiner Frau Isabel führt er ein erfülltes Leben fern einer Welt im Umbruch. Nur eines trübt ihr Glück: Ein Kind bleibt ihnen verwehrt. Bis sie eines Morgens am Strand ein Ruderboot entdecken, in dem die Leiche eines Mannes liegt – und ein neugeborenes Baby. Während Tom die Küstenwache alarmieren will, schließt Isabel das kleine Mädchen in die Arme – und für immer in ihr Herz. Gegen Toms Willen nehmen sie das Kind als ihr eigenes an und nennen es Lucy. Zwei Jahre später kehren sie aufs Festland zurück – und müssen erkennen, dass ihre Entscheidung das Leben eines anderen Menschen zerstört hat …

Autorin:

M. L. Stedman ist im Westen Australiens geboren und aufgewachsen. Zur Zeit lebt sie in London. Das Licht zwischen den Meeren ist ihr Debütroman, der international für Furore sorgte und in 35 Sprachen übersetzt wird.

Ich hatte das Buch bereits Anfang Oktober gesehen und da ich eine Schwäche für Leuchttürme habe, musste ich es einfach lesen. Eigentlich mag ich keine Bücher, die in Australien oder Neuseeland spielen. Vor ca.einem Jahr habe ich “Nur eine Ohrfeige” gelesen und kam mit der australischen Mentalität überhaupt nicht zu recht. Doch dann bekam ich dieses Buch zu geschickt und habe mit dem Lesen des Buchs begonnen. Das Buch hatte ich mich von Anfang an in seinen Bann gezogen.

Australien im Jahr 1926, Tom, einer der Protagonisten des Buchs, bekommt eine Stelle als Leuchtturmwärter auf Janus Rock. Auf dem Weg dort hin lernt er in Partageuse Isabelle kennen. Für Isabel war es von Anfang an klar, dass der wortkarge Tom die Liebe ihres Lebens ist. Isabel und Tom können, von ihrem Wesen, gar nicht unterschiedlicher sein. Dennoch verlieben sich die beiden ineinander und werden auf ihre Weise glücklich.

Wenn der Krieg sie eines gelehrt hatte,dann, dass nichts selbstverständlich ist und dass es gefährlich war, wichtige Dinge auf die lange Bank zu schieben. Das leben konnte einem alles entreißen, was man liebte, und zwar unwiederbringlich” (S.68). Tom hatte bis dato einiges Schlimmes in seinem Leben erlebt und der Beginn der Romanze, zwischen ihm und Isabel, zauberte mir, während des Lesens ein Lächeln ins Gesicht. Tom konnte es anfangs gar nicht begreifen, dass Isabel ihr behütetes Leben für ihn  aufgeben will und zu ihm ziehen möchte. Doch Isabel gibt nicht auf und kämpft um ihn. 

Das Buch beginnt am 27.April.1926. Für Isabel war dies ein sehr trauriger Tag, sie verlor an diesem Tag ein weiteres Kind. An diesem Tag standet ihn Boot bei ihnen. Im Boot finden sie einen toten Mann und ein Baby. Isabel ging davon aus, dass die Mutter des Babys ertrunken wäre und so bat sie ihren Mann, er möge keinen Bericht abschicken. Für ihren Mann, der alles penibel dokumentiert, ist das eine schwere Bürde aber er sieht, dass Isabel unter dem Baby aufblüht, geben sie das kleine  Mädchen als ihr Baby aus und nenne es Lucy.  Da sie keinen  oder nur sehr wenig Kontakt zur Aussenwelt haben, bekommen sie nicht mit, dass nach dem Baby gesucht wird.

Erst als sie 18 Monate später nach Portageuse kommen, bemerkt Tom, dass nach Lucy gesucht wird und dies macht es nicht einfacher, kennt er Lucys leibliche Mutter. Dennoch gibt er Isabels Drängen nach und die drei machen sich wieder auf den Weg nach Hause. Um sein Gewissen zu erleichtern, schreibt er Hanna einen Brief, er schreibt ihr, dass ihr Baby noch leben würde. Tom muss nun damit leben, dass er das Leben von Hanna und ihrer Familie zerstört hat. Während des Lesens habe ich mich gefragt, wie hätte ich in Isabels Situation reagiert. Aus der Ferne betrachtet, können schwerwiegende Entscheidungen leicht getroffen werden aber ich hätte wahrscheinlich genauso gehandelt, wie Isabel. Das eigene Kind ist tot und das Schicksal lässt ein Kind auf Janus Rock anspülen. Es gibt Situationen im Leben, in denen kann man nicht zwischen Richtig und Falsch entscheiden

Lucy wächst also vom Baby zum Kleinkind heran und für sie sind Isabel und Tom ihre Eltern. Doch das Schicksal meint es nicht gut mit Lucy, Tom und Isabel. Tom schickt Hanna Lucys alte Babyrassel zu. Diese wird in der Zeitung veröffentlicht und Bluey erkennt dieses wieder. Tom und Izzy werden verhaftet und Lucy alias Grace kommt zu ihrer leiblichen Mutter zurück. Damit Isabel nicht bestraft werden kann, nimmt er die ganze Schuld auf sich. 

Für Lucy bricht eine Welt zusammen. Ihre Mama und ihr Dadda sind von einem Tag auf den anderen weg und sie kommt zu einer völlig fremden Frau, die von sich sagt, dass sie ihre Mama wäre. Lucy tat mir während des Lesens furchtbar leid aber auch Hanna hat ein nicht leicht. Ihr Mann ist tot und sie bekommt ein Kind zurück, dass sie nicht wieder erkennt. Je mehr sie auf Lucy einredet umso bockiger reagiert das Kind. Mutter und Kind leiden auf das Schlimmste. Nur Hannas Schwester erkennt,was das kleine Mädchen dringend benötigt aber ihr sind die Hänge gebunden und sie kann nur wenig machen. Diese rücksichtslose Verhalten gegenüber dem Kind hat mich stellenweise richtig wütend gemacht, wie kann  man nur so mit einem kleinen Kind umgehen und es so aus seiner Familie, die es sein Leben lang kannte, einfach so heraus nehmen und um es dann von jetzt auf nachher zu seiner leiblichen Mutter geben?

Izzy lebt in dieser Zeit bei ihren Eltern, während ihr Mann im Gefängnis sitzt. Je länger die beiden getrennt sind, umso mehr Gedanken macht sich Isabel. Sie denkt, dass ihr Mann sie hintergangen hätte und verweigert daher jegliche Aussage.

Das Buch wird in drei Teilen unterteilt. Im ersten Teil wird das Buch aus Toms und Isabels Perspektive erzählt. Im zweiten Teil kommt es zu einem Wechsel, als Leser erfährt man nun die Geschichte von Hanna und ihrer Familie. Das Buch endet im Jahr 1950. In Rückblenden erzählt die Autorin von Toms Kriegserlebnissen und seiner Familie. Häppchenweise erfährt man als Leser, dass in Toms Leben nicht alles rund lief. 

Fazit:

Auch wenn ich es noch nicht richtig erwähnt habe, die Handlung des Buchs hat mich richtig überzeugen können und am Ende, das Buch kann kein richtiges Happy End haben, flossen bei mir die Tränen. Die Autorin zeigt mit ihrem Buch, dass eine Lüge weitreichende Konsequenzen haben kann. Das Buch liest sich sehr flüssig, gegen Ende des Buchs habe ich mich ertappt, dass ich langsame gelesen habe als sonst. Ich wollte den Abschied von Tom, Izzy, Lucy und all den anderen verzögern. 

“Was für ein außergewöhnliches und unvergessliches Buch” (Guardian). Ein Satz den ich nur unterschreiben kann. Dieses Buch hat mich zu tiefst berührt und ich kann das Buch daher auch nur weiterempfehlen.