Rezension

Ein sehr eindringlicher Roman, spannend erzählt

Kastanienjahre - Anja Baumheier

Kastanienjahre
von Anja Baumheier

Bewertet mit 3.5 Sternen

Peleroich ist ein kleines Dorf an der mecklenburgischen Ostseeküste, in dem Elise zu DDR-Zeiten aufgewachsen ist. Inzwischen lebt sie in Paris, als sie erfährt, dass das Dorf ggf. dem Erdboden gleich gemacht werden soll, wenn sich kein Investor findet.
Da bricht sie zusammen mit ihrer Freundin auf – zurück in den Ort, in dem sie Henning und Jakob kennenlernte, die zwei Männer, mit denen sie aufwuchs und mit denen sie viel verbindet.
Eine fatale Dreiecksbeziehung – bis Jakob eines Tages spurlos aus Peleroich verschwand.
Wird Elise vielleicht etwas mehr Licht ins Dunkel bringen und einige Geheimnisse ihrer Vergangenheit lüften können?

Meine Meinung:
Die Handlung ist unheimlich dicht erzählt und findet auch diversen zeitlichen Ebenen mit vielen, vielen handelnden Personen aus Peleroich über diverse Generationen statt. Ich hatte manchmal kleinere Schwierigkeiten den Überblick über die verschiedenen Charaktere zu behalten und musste mich schon sehr konzentrieren, um immer genau zuordnen zu können, in welcher zeitlichen Perspektive wir uns gerade befanden.

Insgesamt hat mich die Geschichte aber sehr beeindruckt, weil man einen guten Einblick in den Alltag in der DDR bekommen hat. In der Erzählung kam sehr gut eine bedrohliche Atmosphäre rüber, wenn es darum ging, wie die Leute bespitzelt und bevormundet wurden. Auch dass an allem Mangel herrschte, wurde sehr eindringlich dargestellt.
Sehr interessant fand ich auch, wie die Zeit nach der Wende erzählt wurde, als Billigläden und irgendwelche Kredithaie die neuen Bundesländer überfluteten und manches Gute, Bewährte nicht mehr weiter existierte.

Die Personen fand ich interessant angelegt, aber leider nicht bis ins letzte gut gezeichnet. Vieles blieb – vielleicht auch durch die vielen Perspektiven und zeitlichen Sprünge – an der Oberfläche, so dass ich bis zum Schluss mit den Protagonisten nicht richtig warm geworden bin. Sie blieben für mich einfach zu sperrig.

Der Stoff insgesamt hat mich aber so sehr beschäftigt, dass ich sogar von dem Roman geträumt habe!

Fazit:
Ein sehr interessanter Stoff, der eindringlich erzählt wird, aus dem man aber meines Erachtens noch ein bisschen mehr hätte machen können.