Rezension

Ein sehr gefühliges Jugendbuch verpackt als Erwachsenenliteratur

Sag den Wölfen, ich bin zu Hause
von Carol Rifka Brunt

Bewertet mit 2.5 Sternen

1987 verliert die 14jährige June ihren geliebten Onkel Finn an die Krankheit Aids. Sie ist voller Trauer, mit der sie allein klarkommen muss. Denn mit ihrer 16jährigen Schwester verbindet sie eine Hassliebe und ihre Eltern gehen eher rational mit Finns Tod um. Doch da gibt es noch den geheimnisvollen Toby, Finns Freund, dem ihre Mutter die Schuld an dem Tod ihres Bruders gibt. Sie verbietet June den Kontakt zu Toby, doch deren gemeinsame Trauer um den unermesslich geliebten Menschen verbindet sie.
Ganz schön ambitioniert, was die Autorin alles in diese Geschichte packt. Verlust der ersten großen Liebe, Erwachsenwerden, Geschwisterliebe, Eifersucht - ein bisschen viel selbst für die über 430 Seiten. Denn leider gelingt es ihr nicht, sich zumindest auf einen dieser Punkte richtig zu konzentrieren. Stattdessen wird von einem zum nächsten Thema gewechselt, ohne dass eines davon ernsthafter vermittelt wird. Die fünfzehnjährige June, die von ihrem zurückliegenden Jahr erzählt, verliert sich in teilweise endlosen Gefühlsbeschreibungen und wiederkehrenden Phantasiewelten, die spätestens ab der Mitte des Buches langweilig zu werden beginnen.
Die letzten knapp 80 Seiten gipfeln schlussendlich in einem dramatischen Finale, das sich in einem amerikanischem Spielfilm sicherlich gut machen würde, in dieser Geschichte jedoch übertrieben wirkt.
Schade drum, denn der eigentliche Ansatz ist nicht schlecht. Mehr Konzentration auf ein Thema (oder auch zwei) hätten dem Buch gut getan. Und es wäre vermutlich eine bessere Geschichte (nicht nur für Jugendliche) geworden.