Rezension

Ein sehr gemischter Leseeindruck

Grand Canary (Bello) - A. J. Cronin

Grand Canary (Bello)
von A. J. Cronin

Bewertet mit 3 Sternen

Meine Rezension bezieht sich auf den deutschen Titel "Das Haus der Schwäne", Stuttgarter Hausbücherei. Eine Jahreszahl ist leider nicht angegeben.

Wie ich auf dieses Buch gekommen bin? Nachdem ich zwei Tage in der mazedonischen Wildnis überlebt hatte, beschloss ich, dass ich dringend etwas zu lesen brauchte. Aber wo sollte ich mitten in Ohrid deutsche Literatur finden? Auf dem Bücherflohmarkt im Herzen der Altstadt. Dort, inmitten abgegriffener Exemplare von Simmel, Konsalik und von Däniken (Hubbels grässliche Dianetik stand auch irgendwo herum) fand ich dieses buchrückenlose Exemplar aus den Fünfzigern, das mir beim Durchblättern verlockender erschien als der billige moderne Historienschinken daneben. Es war genau die Sorte leichter Urlaubslektüre, die ich brauchte.

Das Haus der Schwäne ist ein mysteriöser Sehnsuchtsort, mit einem verwunschenen Garten und Fräsienblüten, einem Brunnen und schlafenden Eidechsen. Die junge Adlige Mary Fielding träumt oft von diesem Haus. Auf einer Schiffsreise nach Gran Canaria begegnet sie dem zynischen und menschenfeindlichen Harvey Leith, dem das Leben übel mitgespielt hat und dem sein Freund diese Reise verordnet hat, um durchzuatmen und einen Neuanfang wagen zu können. Harvey glaubt nicht an diesen Neuanfang. Doch dann begegnet er der verträumten Mary, und obwohl er es nicht wahrhaben will, passiert etwas zwischen den beiden, das alles verändert ...

Sicherlich mag nicht jeder mit diesem typischen Fünfziger-Jahre-Stil etwas anfangen. Mir aber gefiel von Anfang an die bildhafte, lichtdurchwobene Schreibart. Die Charaktere sind liebevoll ausgeformt, nur hin und wieder ein wenig überzeichnet, was leider gegen Ende zunimmt. Die ausladende Melodramatik, in der die Story kulminiert, ist letztlich zuviel des Guten. Und was ich von der eingewobenen abergläubischen Frömmigkeit halten soll, weiß ich auch nicht so recht. Auf jeden Fall gibt es mir zu viele Visionen, Erleuchtungen und Winke des ach so unerbittlichen Schicksals mit dem Zaunpfahl. Manches ist schlicht unerträglich, zum Beispiel, wenn der tumbe und sich konsequent selbst betrügende Missionar Tranter sich mit hehren Bibelsprüchen an die gelangweilte männerfressende Elissa heranmacht, so dass er völlig zur Karrikatur verkommt. Dabei hätte man aus dem Charakter echt noch was machen können. Und die unglückliche Liebesgeschichte zwischen der frommen Susan und dem bereits unsterblich in Mary verliebten Harvey ist auch zu rührselig. Dabei ist die Schreibweise, wo sie nicht gerade schwülstig wird, wendig, intelligent und charmant.

Das Ende ist merkwürdig, unerwartet, macht es einem nicht so leicht wie erwartet und ist dabei durchaus schlüssig.

Ein sehr gemischter Leseeindruck. Teils anregend und gut unterhaltend, wurde die Lektüre dann zu oft durch Stöhnen und heftiges Augenrollen der Rezensentin begleitet. Daher kann ich leider nich mehr als drei Sterne vergeben.