Rezension

Ein sehr gutes Jugendbuch, aber für Erwachsene ab und an zu "Teenie"

Playlist - Karolin Kolbe

Playlist
von Karolin Kolbe

Bewertet mit 4 Sternen

Mira ist 14 Jahre alt und verdammt glücklich mit ihrem Leben. Sie kommt super mit ihrer Familie klar, hat tolle Freundinnen, eine Band und in ihrer Lieblingseisdiele wartet immer ihr geliebtes Pistazieneis auf sie. Zufällig entdeckt sie einen Flyer für einen Bandcontest und ihre Band beschließt mitzumachen. Zusammen mit einer ihrer Freundinnen drehen sie das Bewerbungsvideo und es kommt sehr gut an, vor allem, weil Mira alles mögliche Ungeschickliche passiert.

Sie beschließen auf die positiven Kommentare zu reagieren, indem sie noch mehr Videos mit Mira drehen. Alles läuft wie am Schnürchen, bis Mira irgendwann erkennen muss, dass nicht alles, was man im ersten Moment für eine tolle Idee hält, auch wirklich etwas in den sozialen Medien zu suchen hat. Sie sorgt für ziemliches Chaos und es stellt sich die Frage, ob sie das wieder hinbiegen kann.

 

 

Mira war mir direkt sympathisch. Sie ist nett, lieb und ziemlich tollpatschig. Aber sie nimmt das mit Humor. Sie kann sowieso nichts daran ändern, also warum sollte sie sich verrückt machen? Niemals hätte sie gedacht, dass das da draußen so gut ankommen würde! Aber das tut es. Mira ist überwältigt und lässt sich von der Begeisterung anstecken.

 

Allerdings merkt sie auch bald die Schattenseiten des Erfolgs. Druck kommt auf, die Schule leidet darunter und auch Zuhause gibt es immer öfter Stress. Als Mira dann auch noch in einer sehr emotionalen Situation ein Vlog aufnimmt und das ins Internet stellen lässt, wird deutlich, dass nicht alles, etwas in den sozialen Medien zu suchen hat. Es ist verführerisch, diesen unbekannten Menschen da draußen dein Herz auszuschütten. Aber du weißt eben auch nie, wer das alles sieht und vor allem dann, wenn du auch andere Menschen erwähnst, kann es passieren, dass deine Aussagen das Leben dieser Menschen negativ beeinflussen, oder sie sogar verletzen.

 

Hier merkt man vor allem, wie jung Mira wirklich noch ist. Zu Anfang fällt das gar nicht so auf, erst in der Mitte des Buches nimmt das langsam Überhand. Man merkt, wie ihr die Kontrolle entgleitet und sie reagiert eben wie ein Teenager darauf, was man ihr auch nicht vorwerfen kann, allerdings kann sie die potentiellen Konsequenzen nicht überblicken.

Ein weiterer Punkt bei dem ihr Teenager-sein zu Tage tritt, ist die Ich-Bezogenheit. Es gibt eine Sache im Buch, die nur angedeutet wird, jemand redet mit ihr und sie bezieht alles auf sich, sie denkt, sie sei gemeint, obwohl das mit keinem Wort in der Richtung angedeutet wurde, sondern im Gegenteil, die „Wahrheit“ ziemlich offensichtlich ist. Aber auch das ist normal. Als Teenager bezieht man einfach immer alles auf sich. Ich kann mich noch gut daran erinnern.

 

 

Fazit: Ich finde das Buch ist als Jugendbuch sehr gut geeignet, um der Social Media-Generation die Folgen, Konsequenzen und Gefahren aufzuzeigen, die diese Medien mit sich bringen können. Man sollte einfach immer gut überlegen, bevor man etwas postet, ob das, was man da schreibt oder sagt, wirklich an die Öffentlichkeit gehört und ob man damit nicht vielleicht andere verletzen könnte.

Mira tut dies nicht und stürzt damit ihr Leben ins Chaos, lernt aber daraus. Das Buch zeigt auch, wie schnell die Jagd nach Likes und Klicks zu Stress ausarten kann und wie schwer es manchmal ist, das echte Leben und das Social Media Leben unter einen Hut zu bekommen.

 

Das Buch ist sehr gut für Jugendliche geeignet. Mir persönlich war Mira in ihrem Verhalten immer wieder zu „jung“. Es passt zum Buch und es ist wichtig, aber mir fiel auf, dass ab ungefähr der Hälfte des Buches dieses „junge“ Verhalten immer mehr Raum einnahm, was ich schade fand. Immer wieder blitzt aber auch die „alte“ Mira durch, dann macht es mehr Spaß.

 

Von mir bekommt das Buch 4 Sterne, weil es als Jugendbuch für jüngere Leser/innen in meinen Augen sehr gut die Problematik des Umgangs mit Social Media verdeutlicht, allerdings für mich ab und an ein wenig zu sehr ins „Teenie“ abdriftet.