Ein sehr intensives Buch
Bewertet mit 4 Sternen
Ich habe schon lange kein Buch mehr gelesen, das so dicht und atmosphärisch war wie dieses. Katharina Fuchs berichtet von dem Leben in der hessischen Kleinstadt Mainheim in den 70er Jahren. Durch die beiden befreundeten Schülerinnen Minka und Caro und anhand ihrer Familien, die politisch konträr aufgestellt sind, wird das Lebensgefühl der Ära lebendig. Durch einen fürchterlichen Unfall eines Mitschülers verändert sich das Leben aller Beteiligten.
Mich hat des Lebensgefühl und die vielen Details, die dieses verdeutlichen zwischenzeitlich erdrückt und gleichzeitig gefiel mir dieser sehr intensive Schreibstil sehr gut. Fast nebensächlich werden politische Ereignisse wie die Abstimmung des Bundestags über das Misstrauensvotum gegen Willy Brandt erwähnt, es gibt Hawaii-Toast und vieles mehr, wodurch man direkt das Gefühl bekommt die Zeit und die Ereignisse mitzuerleben. Missstände, die durch den Menschen verursacht wurden, wie Umweltverschmutzung, Tierquälerei und Experimente mit Arzneimitteln werden thematisiert. Die Einwohner von Mainheim leiden - je nachdem wie der Wind steht - durch den Fabrikqualm unter brennenden Augen und Atemnot oder können sich, wenn der Wind aus der anderen Richtung kommt, an Schokoladenduft erfreuen.
Die vielen Details sind für Leser, die die 70er und 80er Jahre bewusst erlebt haben, sicherlich besonders interessant. Für mich war es manchmal fast ein wenig zu viel, dennoch habe ich diesen Ausflug in die 70er Jahre durchaus als bereichernd empfunden.