Rezension

Ein sehr intensives Buch über Rassismus

Eine Farbe zwischen Liebe und Hass - Alexi Zentner

Eine Farbe zwischen Liebe und Hass
von Alexi Zentner

Bewertet mit 5 Sternen

Jessup wächst mit zwei Geschwistern auf, jeder von den dreien hat einen anderen Vater. Während von den Vätern von Ricky und Jessup nichts zu erwarten ist, ist Jewels Vater, David John, ein strenger aber dennoch liebevoller und fürsorglicher Vater, der Familie geht es endlich besser, sowohl finanziell als auch zwischenmenschlich. Doch David John ist Mitglied in der Heiligen Kirche des weißen Amerika, die an die Überlegenheit der weißen Rasse glaubt. Als ein Streit mit zwei schwarzen Jugendlichen eskaliert, müssen Ricky und David John ins Gefängnis.

Der Roman beginnt kurz nachdem David John wegen guter Führung vorzeitig aus dem Gefängnis entlassen wurde. Es fällt mir nicht leicht, meine Gedanken über dieses Buch in Worte zu fassen. Alexi Zentner erzählt auf diesen knapp 400 Seiten die Geschichte von nur wenigen Tagen, doch diese Tage verändern das Leben für Jessup für immer und er muss sich fragen, was er aus seinem Leben machen will und wie er zur Kirche seines Vaters steht. 

Eigentlich passiert gar nicht so viel und doch jede Menge. Jessup ist gut in der Schule, hat Aussichten auf ein Footballstipendium (die sehr ausführlichen Schilderungen der Footballspiele zu Beginn fand ich übrigens etwas zäh), versteht sich gut mit seinen Mitmenschen, allen voran Wyatt seinem besten Freund, und hat eine Freundin, die er sehr liebt. Die Überzeugungen seiner Familie teilt er eigentlich nicht und es macht ihm schwer zu schaffen, dass ihm diese überall hin folgen. Das Thema Rassismus ist in diesem Buch ständig präsent, sowohl aktiv vorgetragen als auch unterschwellig und obwohl Jessup eigentlich nicht so fühlt, ertappt er sich manchmal bei Gedanken, die er nicht denken will. Seine Handlungen sind nicht immer gut und dennoch war er mir sympathisch, da man seine innere Zerrissenheit am eigenen Leib spüren kann. Auf der einen Seite steht die Liebe zu seiner Familie,a uf der anderen seine Überzeugungen, doch beides kann er nicht einfach fallen lassen. Der Grat auf dem er wandelt ist sehr schmal und er wird im Laufe der Geschichte immer schmäler. Zentner schafft es trotz allem, den Rassismus von beiden Seiten zu beleuchten und auch wenn ich rassischtisches Gedankengut rundum ablehne, kann ich auch Jessup nachvollziehen. "Eine Farbe zwischen Liebe und Hass" zeigt, dass es nicht nur die eine oder die andere Seite gibt und man dennoch eine Entscheidung treffen muss.

Jessup ist eine sehr gute und starke Figur, auch wenn er sich erst entwickeln muss um über seine Familie hinauswachsen zu können. Die anderen Charaktere waren zwar nicht ganz so fein heruasgearbeitet aber dennoch schafft Zentner es, ihnen allen Leben einzuhauchen. Sie alle sind ein Teil dieser Geschichte und das merkt man auch. Der Schreibstil hat mir unglaublich gut gefallen. Obwohl es kein einfaches Thema ist, schreibt Zentner wunderbar flüssig und einfühlsam und ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen, den man spürt, dass die Figuren auf ein Ende zusteuern, das alles verändern könnte. Ich kann dieses Buch wirklich nur jedem ans Herz legen, denn Zentner schreibt auf eine Weise über Rassismus, die sehr berührt und wütend macht, die aber dennoch gut zu lesen und nicht zu aufwühlend ist.