Rezension

Ein sehr interessanter Fall

Lügenmauer - Barbara Bierach

Lügenmauer
von Barbara Bierach

Bewertet mit 4.5 Sternen

Sligo an der NordWestküste Irlands:

Hier lebt die protestantische, alleinerziehende Polizistin Emma Vaughn mit ihrem Sohn, in Reichweite ihren Exmann und soll nun zusammen mit ihrem Kollegen James Quinn den Mord an dem bekannten und angesehenen Mitglied der Gemeinde Charles Fitzpatrick klären. Die Ermittlungen treten lange auf der Stelle, bis sie einem Fingerzeig in die Vergangenheit folgt.

Emma Vaughn sind meine Sympathien nicht gleich zugeflogen. Doch mit ihrer burschikosen, ehrlichen Art hat sie mich dann doch überzeugen können. Sie kämpft mit Albträumen, Rückenschmerzen und einem Exmann, der ihr versucht das Leben schwer zu machen. In ihrer Dienststelle lassen sie einige Kollegen spüren, dass sie als alleinerziehende, geschiedene Frau in Irland aus der Reihe fällt. Beim Lesen ist mir erst mal wieder klar geworden, wie unterschiedlich doch auch heute noch die Rollenverteilung dort und hier bei uns ist.

Der Kriminalfall zieht sich durch die vielen Verdächtigen und die intensive Recherchearbeit etwas hin. Aber die vielen Hintergrundinformationen, die ich aus der Lektüre bekomme, sind so interessant und spannend und haben mich absolut fesseln können. Zwischenzeitlich hatte ich für mich immer mal wieder einen Täter gefunden. Die letztendliche Auflösung ist gut nachvollziehbar, der Umgang damit hat mich aber etwas überrascht. Bin aber völlig damit einverstanden.

Wer einen bluttriefenden Krimi sucht, der ist hier falsch. Wer sich aber auf die Suche nach einem Täter machen will, der diese Bezeichnung eigentlich nicht verdient hat, die leisen Töne eines Krimis liebt und mehr über die Rolle der Frau in Irland lesen möchte, der ist hier genau richtig.

Ich hoffe, ich werde von der neuen sympathischen Inspectorin und von ihrem genauso sympathischen Kollegen bald mehr lesen dürfen.