Rezension

Ein sehr interessantes Buch

Peggy Guggenheim und der Traum vom Glück - Sophie Villard

Peggy Guggenheim und der Traum vom Glück
von Sophie Villard

Bewertet mit 4 Sternen

Das Leben einer starken Frau zwischenKunst und Liebe

„Es drehte sich alles um Kunst und Liebe“ - Peggy Guggenheim über ihr Leben

 

Dieses Zitat von Peggy sagt alles aus, wovon dieses Buch handelt.

 

Peggy Guggenheim ist Amerikanerin mit jüdischen Wurzeln.

Ihr Vater, kam beim Untergang der Titanic ums Leben. So ist sie eine reiche Erbin, die die Möglichkeit hat, unabhängig zu sein.

Sie genießt ihr Leben und geht nach Europa. Paris, die Stadt der Liebe, hat sie zu ihrer neuen Heimat erwählt.

 

Sophie Villards Roman spielt nur in einem kurzen Zeitraum von 5 Jahren. Doch diese Zeit von 1937 bis 1941 ist sehr prägend, vor allem, für Europa, wo die Nazis Angst und Schrecken verbreiten.

 

Peggy indessen rast nur so durch diese Phase.

In den Kreisen der Pariser Bohème fühlt sie sich wohl. Sie ist geschieden von dem französischen Dichter und Maler Laurence Vail. Aus dieser Ehe hat sie zwei Kinder. die ihr sehr wichtig sind und denen sie auch den Vater nicht vorenthalten will. So fahren sie jährlich zusammen in Sommerurlaub und feiern gemeinsam Weihnachten. Auch Laurences neue Frau und Kinder sind mit einbezogen. Der Familienzusammenhalt ist ihr lebensnotwendig.

 

Auf der anderen Seite lebt sie so, wie es ihr gefällt. Nimmt sich Männer an denen sie Gefallen findet. Egal ob er oder auch Peggy gerade anderweitig liiert sind. Ich bekomme diese lebenshungrige Frau oft nicht zu fassen, was ich schade finde. Sie tut so viel Gutes für ihre Freunde, die es ihr selten danken. Anderseits ist sie recht oberflächlich, manchmal auch naiv.

In London eröffnet sie eine Galerie. Es war ihr Traum. Aber Peggy sehnt sich nach Paris. Jetzt denkt sie daran ein Museum zu errichten. Das in Europa ein Krieg vor der Tür steht, will sie lange nicht wahr haben.

Immer mehr Bekannte und Freunde treten die Flucht an. Europa ist für sie lebensgefährlich geworden. Jedoch können sich viele Künstler keine Überfahrt nach Amerika leisten. Peggy hilft selbstlos, wo sie kann. Mit Beziehungen und Geld. So ermöglicht sie zahlreichen, uns heute bekannten Malern, Schriftstellern und Bildhauern die Flucht.

Ich finde, dass dies ein sehr wichtiger Verdienst von ihr ist, der mir aber im Buch ein wenig zu kurz kommt.

Sie liebt und sammelt die zeitgenössische Kunst der Avantgarde, die als entartet angesehen wird. Diese moderne Kunst war damals noch nicht gefragt. So wurden von ihr viele Werke gerettet, die sonst wahrscheinlich nicht mehr existierten. Jeden Tag ein Bild, so ihr Motto. Dadurch, dass sie in der Pariser Bohème verkehrt, kennt sie viele Künstler, so auch Picasso, Dali, Kandinsky und Max Ernst, für den sie sehr viel tut.

 

Als sie endlich begreift, dass nur sie für sich, ihre Kinder und der neuen Familie ihres Exmannes Laurence die Kraft, Willensstärke und das Geld hat um gemeinsam auszuwandern, ist es fast zu spät.

Mit einem der letzten Flugzeuge kommen sie nach Amerika, ihrer alten Heimat.

Sophie Villard hat hier ein Buch geschrieben über die amerikanische Kunstmäzenin und Sammlerin, die sich durch ihr Geld und ihre Beziehungen viele Kenntnisse selbst angeeignet hat. In manchen Teilen hätte ich mir eine genauere Erklärung zu den Werken und Künstlern gewünscht. Im Nachwort wird zwar einiges erklärt aber in der Handlung hätte mir es besser gefallen. Da kommen mir einige Passagen wie aufgelistet vor. Leider gibt es keinen Anhang zu den französischen Passagen, Getränken und anderen kulinarischen Köstlichkeiten der Küche Frankreichs.

Mir hat das Buch, trotz kleiner Defizite, gut gefallen. Ich durfte eine Frau kennenlernen über die ich bisher nicht viel wusste. Mit ihrem leichten Schreibstil war das Buch von Sophie Villard gut lesbar. Ich konnte oft darin eintauchen. Man merkt beim Lesen, wie sehr die Autorin sich mit der damaligen Zeit, ihren Avantgardisten und natürlich Peggy, beschäftigt hat.

Wer mehr über das Privatleben dieser rebellischen, selbstbewussten Frau, die sich nicht an Normen hielt und immer neue Ziele vor sich sah, wissen möchte, der sollte dieses Buch lesen.