Rezension

Ein sehr persönliches Werk

Sorry not sorry -

Sorry not sorry
von Anika Landsteiner

Bewertet mit 4.5 Sternen

 

"Doch nichts empfinde ich als mutiger als die Verletzlichkeit. Denn sie kann Türen öffnen, welche die Scham verschlossen hat."

Anika Lansteiner hat mit "Sorry Not Sorry" ein sehr persönliches Buch geschrieben. In 10 kurzen Kapiteln schreibt sie über Scham in allen Facetten aus ihrer Sicht einer weißen cis Frau.
Ihre ganz eigene Geschichte und ihre eigenen Erfahrungen kombiniert sie mit immer wieder mit Zahlen, Daten, Fakten und legt dabei den Fokus auf Körper, Identität und Status.

Ich habe beim Lesen des Buches immer wieder zustimmend genickt, erstaunt den Kopf geschüttelt, war erschrocken, verwundert, verunsichert, habe mich wiedererkannt, war am Ende des Buches dankbar und habe mich sehr verstanden und gesehen gefühlt.

Auch wenn die Tatsache an sich mich leider nicht überrascht hat war ich doch erschrocken über des Ausmaß der Dinge und Situationen für die FLINTA* sich heute noch immer so häufig schämen, wie tief diese Scham in unserer Sozialisierung verankert ist und wie sehr das Patriarchat dieses Verhalten noch immer fördert. Über Generationen tragen wir Traumata mit uns die nur durchbrochen werden können wenn wir bereit sind uns verletzlich zu zeigen.

Während sich vor allem Frauen so oft mit dem Gefühl der Scham am liebsten nicht auseinandersetzen möchten nimmt Anika Landsteiner in ihrem Buch dieses brennende und unangenehme Gefühl komplett auseinander bis es in seine Einzelteile zerfällt und fast nur noch Verständnis, Empathie und Akzeptanz bleibt.
Damit dies gelingen kann braucht es Zeit und Mut das Schweigen zu brechen, sich zu öffnen und einander zuzuhören.

Große Leseempfehlung für alle die sich mit Scham, Weiblichkeit und der Macht des Patriarchats auseinander setzen wollen. Und für alle, die dies nicht wollen, erst recht!