Rezension

Ein Serienkiller als Jazzliebhaber?

Höllenjazz in New Orleans
von Ray Celestin

Bewertet mit 5 Sternen

          “Höllenjazz in New Orleans“ (Original: “The Axeman´ s Jazz“) von Ray Celestin ist der Auftakt einer vierteiligen Krimiserie. Er basiert zum Teil auf tatsächlichen Ereignissen und enthält real existierende Personen, z.B. Louis Armstrong und andere bekannte Jazzmusiker. Von 1918-1919 ermordete ein unbekannter Serienkiller eine Reihe von italienischen Ladenbesitzern. Es waren blutige Axtmorde, und der Killer hinterließ jedes Mal einige Tarotkarten am Tatort oder sogar in den Wunden der Opfer. Dann kündigt er in einem Brief an die Lokalzeitung weitere Morde an und fordert die Menschen auf, an einem bestimmten Tag um 0.15 Jazz in ihren Häusern erklingen zu lassen, andernfalls würden sie die nächsten Opfer sein.  In New Orleans breitet sich Panik aus. Die Polizei tappt im Dunkeln. 
Detective Lieutenant Michael Talbot arbeitet hart an dem Fall, kann aber bisher keine Ergebnisse vorweisen. Er hat sowieso einen schweren Stand, seit er seinen früheren Mentor Luca d´Andrea wegen Korruption angezeigt hat. Außerdem verbreitet sich in der extrem rassistischen Stadt das Gerücht, dass er mit einer Farbigen zusammenlebt.
In diesem zwar sehr umfangreichen, aber außerordentlich spannenden Krimi gibt es nicht einen, sondern drei Ermittler. Außer dem Polizisten Talbot versucht auch Luca d´Andrea nach seiner Entlassung aus 6jähriger Haft im Auftrag der Mafia den Mörder zu identifizieren, der es durch die Wahl seiner Opfer offensichtlich darauf anlegt, die Mafia zu diskreditieren. Luca hat als Vollwaise frühzeitig den Schutz seiner Landsleute gesucht und kann sich auch jetzt nicht aus den Fängen des Matranga-Clans befreien. Die 19jährige Ida Davis, Angestellte der Pinkerton Detetektivagentur, ermittelt zusammen mit ihrem Freund Louis Armstrong. Sie ist die langweilige Büroarbeit leid und hat Hinweise, dass ihr Chef John Lefebvre irgendwie in die Sache verwickelt ist. Alle drei Ermittler haben Informanten und gehen wichtigen Spuren nach. Alle drei geraten in Lebensgefahr wie auch einige andere, die dem Axeman zu nahe kommen. Jeder von ihnen bekommt einen Zipfel der Wahrheit zu packen, aber nur der Leser weiß am Ende, was genau passiert ist und warum.
Der Krimi besticht jedoch nicht nur durch seine raffinierte Struktur, sondern auch durch seine Themenvielfalt. Der Autor zeichnet mit viel Lokalkolorit und Detailgenauigkeit das Bild einer chaotischen, aber auch sehr lebendigen Stadt, wo Rassentrennung, das unselige Wirken der mächtigen Mafia-Clans, Korruption bis in die Spitzen der Politik und Gewalt das Leben bestimmen, das zusätzlich immer wieder durch schwere Stürme und Überschwemmungen bedroht wird. Der Roman ist für einen Krimi überdurchschnittlich gehaltvoll und dennoch sehr lesbar und sprachlich überzeugend. Mir hat der Roman hervorragend gefallen.