Rezension

Ein Sittengemälde Wiens aus der Zeit der Weltausstellung von 1873

Alles Geld der Welt - Gerhard Loibelsberger

Alles Geld der Welt
von Gerhard Loibelsberger

Bewertet mit 4 Sternen

Buchmeinung zu Gerhard Loibelsberger – Alles Geld der Welt

„Alles Geld der Welt“ ist ein historischer Roman von Gerhard Loibelsberger, der 2020 im Gmeiner Verlag erschienen ist.

Zum Autor:
Gerhard Loibelsberger, geboren 1957 in Wien, startete 2009 mit den »Naschmarkt-Morden« eine Serie historischer Kriminalromane rund um den schwergewichtigen Inspector Joseph Maria Nechyba. 2010 wurden »Die Naschmarkt-Morde« für den Leo-Perutz-Preis nominiert. Darüber hinaus wurden die Werke des Autors bereits mit dem silbernen sowie goldenen HOMER Literaturpreis ausgezeichnet.

Klappentext:
Wien 1873. Der Aufstieg und Fall des Wiener Bankhauses Strauch - eine Geschichte über Börsenspekulanten, Bauherren und Immobilienhaie. Und über die kleinen Leute, die davon träumen, rasant reich zu werden. Im Dreivierteltakt des Wiener Walzers dreht sich alles immer schneller und schneller und die Menschen stürzen sich in finanzielle und erotische Abenteuer.

Willkommen inmitten des Booms der Wiener Gründerzeit und dessen abruptem Ende, dem Börsenkrach am 9. Mai 1873.

Meine Meinung:
Dieses Buch ist weniger ein Kriminalroman als ein Sittengemälde der damaligen Zeit. Im Mittelpunkt stehen die Geschehnisse um das fiktive Bankhaus Strauch und dessen Eigentümer Heinrich von Strauch. Er ist ein Lebemann und den schönen Dingen des Lebens mehr zugetan als den öden Finanzgeschäften, die ihn nur noch langweilen. Er benennt einen Geschäftsführer, der ehrgeizig ist und dem es auch nach dem schnellen Geld dürstet. Die anstehende Weltausstellung führt zu einem Bauboom und der Gründung unzähliger Baufirmen, denen aber oft die finanziellen Grundlagen fehlen. Immer mehr Leute wollen an dem Börsenboom teilhaben und gehen dabei hohe Risiken ein. Der Schein ist es, der vorerst zählt. Eine Reihe bekannter Wiener Figuren haben einen Auftritt im Buch und sorgen für weltmännisches Flair. Die Sprache ist mit Wiener Dialekt durchsetzt und dem damaligen Stil nachempfunden. Es gelingt dem Autor vielen seiner Figuren Leben einzuhauchen. Gefühle spielen auch eine große Rolle und ab und zu findet ein spitzbübischer Humor ins Buch. Ein Verzeichnis der auftretenden historischen Figur, ein Glossar der Wiener Ausdrücke und eine umfangreiche Quellenliste runden das Buch ab.

Fazit:
Der Roman ist unterhaltsam und hat mich in die damaligen Geschehnisse eintauchen lassen. Die ausgewählten Figuren machen deutlich, wie es zu dem Börsenkrach kommen konnte und welche Auswirkungen er für die Menschen hatte. Gerne vergebe ich vier von fünf Sternen (80 von 100 Punkten) und spreche eine Leseempfehlung aus.