Rezension

Ein solides Debüt

Der Schattenmann - Lilly Frost

Der Schattenmann
von Lilly Frost

Bewertet mit 3.5 Sternen

Der Schattenmann ist das Debüt von Autorin Lilly Frost.

Drei Jahre nach dem Tod ihres Mannes Max ist Bea endlich wieder glücklich. Sie führt eine Beziehung mit Tom, lebt mit ihren beiden Kindern in einem Häuschen am Stadtrand und arbeitet als Kolumnistin. Als ihre Tochter Emily einen Selbstmordversuch nur knapp überlebt, gerät Beas heile Welt erneut aus den Fugen.

Der Schattenmann ist ein sehr gut durchdachter Thriller über die Abgründe der menschlichen Seelen. Auf Grund des Klappentextes hatte ich mich generell auf ein schwieriges Thema eingestellt, immerhin geht es um den Selbstmordversuch eines Mädchens. Letztlich geht die ganze Thematik noch weitaus tiefer, als ich vermutete und der Selbstmordversuch offenbart einen schlimmen Leidensweg der Tochter. Hier fällt es mir nicht leicht, etwas dazu zu schreiben, da ich auf keinen Fall durch Spoiler die Spannung verderben möchte. Es sei gesagt, dass die ganze Geschichte dahinter noch viel abgründiger ist, als gedacht. Je weiter ich in der Geschichte voran kam, desto bestürzter wurde ich, desto mehr habe ich über die Geschichte und deren Akteure nachgedacht, desto mehr hat mich die Geschichte berührt.

Durch den Prolog und die Gedanken Emilies bin ich sofort sehr gut in das Buch eingestiegen und war auch direkt gefangen. Die Geschichte ist aus verschiedenen Blickwinkeln und von verschiedenen Personen erzählt, aber dennoch erhält man selbst als Leser immer gerade so viel Informationen, dass man miträtseln kann, aber dennoch nichts verraten wird. Ich war als Ermittlerin live dabei und hatte auch den richtigen Riecher. Bis dahin war das Buch unglaublich spannend und mitreißend. Der Schreibstil recht unaufgeregt und ruhig, was eine Art Ruhe vor dem Sturm und eine geladene Stimmung erzeugte, wie die Luft vor einem Gewitter, wenn sich die Wolken auftürmen und die Natur so seltsam still erscheint.

Gegen Ende, nach etwa dreiviertel des Buches, gab es für mich dann einen kleinen Knick, der zwar für den weiteren Verlauf der Geschichte in diesem Fall wichtig war, mir aber ein bisschen aufgestoßen ist. An diesem Punkt machen sich zwei der Protagonisten auf eigene Faust auf den Weg und begeben sich recht fahrlässig in Gefahr. Danach folgen ein paar Kapitel mit einiger Spielfilm-Action. Da das Buch bis dahin so unglaublich spannend war, hätte es diese Elemente überhaupt nicht gebraucht. Die Geschichte ist wirklich gut, sie wäre aber ohne den Action-Abschnitt mindestens genauso gut gewesen, wenn nicht sogar noch besser.

Dennoch habe ich dieses Buch wirklich sehr gerne gelesen und kann es auch empfehlen, es bekommt von mir vier Sterne.