Rezension

Ein Sommer so rot wie Kirschen

Kirschroter Sommer - Carina Bartsch

Kirschroter Sommer
von Carina Bartsch

"Kirschroter Sommer" umfasst 511 Seiten und gliedert sich in 21 Kapitel, die jeweils mit einem besonderen Titel überschrieben sind, der stets zum Inhalt des jeweiligen Kapitels passt.

Geschrieben ist der Roman in der Vergangenheitsform aus Sicht der Ich-Erzählerin Emely, die zugleich die weibliche Hauptperson des Buches ist. In diesem Buch gibt es zudem viele Emails, die Emely mit dem unbekannten Luca wechselt. Diese sind durch eine andere Schriftart und -form hervorgehoben und heben sich dadurch sehr gut von dem normalen Fließtext ab.

"Kirschroter Sommer" ist im Januar 2013 als Taschenbuch im Rowohlt Verlag erschienen. Das Buch gab es zuvor nur als Ebook. Da es aber so viele begeisterte Leser im Netz gefunden hat, hat es der Rowohlt Verlag erfreulicherweise als gedrucktes Buch auf den Markt gebracht.

Meine Meinung zum Buch:
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Ich hatte durch das Verfolgen von verschiedenen Buch-Blogs schon mitbekommen, dass die Meinungen zu diesem Buch ja doch ganz schön auseinander gehen. Die Einen loben es bis in den Himmel, die anderen zerreißen es und finden es kitschig und affig.

Und so hatte ich schon ein paar Befürchtungen, ob es denn die richtige Entscheidung gewesen ist, mir ausgerechnet dieses Buch zu wünschen. Aber vor allem die Meinung einer von mir sehr geschätzten Buch-Bloggerin hat mir dann doch wieder Hoffnung gemacht, denn in letzter Zeit liegen wir schon sehr auf einer Wellenlänge, was unseren Büchergeschmack betrifft.

An einem Abend, als mein Freund nicht da war, und ich somit die nötige Ruhe hatte, um mich voll und ganz auf dieses Buch einlassen zu können, habe ich es also zur Hand genommen und begonnen, es zu lesen.

Ich habe mich aber zugegebenermaßen doch recht schwer damit getan, in das Buch hineinzufinden. Emely fand ich am Anfang so furchtbar. Ihre Sprüche sind teilweise doch weit über das Ziel hinausgeschossen bzw. gingen mir zu sehr unter die Gürtellinie. Ständig schießt sie um sich, lässt niemanden an sich heran, interpretiert zu viel in manche Szenen hinein. Und mir kam es so vor, als hätte sich die Autorin vor dem Schreiben des Buches vorgenommen, in jedem 10. Satz einen dummen Spruch fallen zu lassen. Und das teilweise an den unpassendsten Stellen, wo ich mich manchmal echt gefragt habe, was das nun in dieser Szene zu suchen hat. Es wirkte ein wenig plump auf mich, stellenweise auch wie gewollt und nicht gekonnt, auch wenn das jetzt sehr harte Worte sind. Aber mir kam einfach alles so gezwungen und konstruiert vor. Und mir hat das besondere Etwas gefehlt, das mich zum Weiterlesen zwingt. Ich habe mich gefragt, was die Leserinnen (denn hauptsächlich sind es wohl weibliche Literaturfreunde, die dieses Buch gelesen haben), die begeistert von dem Buch waren, wohl daran gefunden haben. Irgendwie plätscherte die Handlung doch zu sehr vor sich hin, als dass wirklich etwas Interessantes oder sogar Romantisches passiert wäre. Denn das dieses Buch nun mal ach so romantisch sein soll, hatte ich vorher oft gelesen bzw. gehört.

Aber dann kam irgendwann die große Wende. Ich kann das gar nicht an einer bestimmten Szene oder an einer bestimmten Seitenzahl festmachen. Aber plötzlich war ich in der Geschichte drin. Ich hatte mich an die Charaktere und ihre Eigenheiten gewöhnt und konnte auf einmal zusammen mit ihnen über die Witze und Sprüche lachen, auch wenn ich sie immer noch manchmal etwas dämlich fand. Aber irgendwie mochte ich Emelys Humor dann auf einmal doch. Sie ist so herrlich sarkastisch und ironisch, schlagfertig und eben einfach nicht so leicht zu haben. Manchmal habe ich mir sogar gewünscht, ein wenig wie sie zu sein. Denn mir fällt leider oft erst hinterher ein, was man in einer bestimmten Situation hätte sagen können...

Ich finde es toll, wie Emely Elyas Kontra gibt, sodass selbst er manchmal sprachlos zurückbleibt. Denn ganz ehrlich: Im Sprücheklopfen nehmen sich die beiden nicht viel. Aber ich habe schnell gemerkt, dass gerade das einfach das Besondere an diesem Buch ist. Das gibt dem Buch Würze und es macht Spaß, den Schlagabtäuschen der beiden zu lauschen.

Das Katz-und-Maus-Spiel zwischen Emely und Elyas finde ich großartig. Die beiden können nicht miteinander, können aber auch nicht ohneeinander. Sie wissen beide ganz genau, dass sie sich wollen, können aber einfach nicht über ihren Schatten springen. Klar, einige Szenen und Dialoge wiederholen sich. Aber es macht solchen Spaß, die beiden bei ihren Neckereien zu beobachten und sich selbst seinen Teil dabei zu denken. Denn dass sie sich am Ende kriegen, sollte doch wohl feststehen. Emely macht es Elyas wirklich nicht leicht. Manche Blogger haben geschrieben, dass sie es unrealistisch finden, dass Elyas trotzdem an ihr dran bleibt, anstatt genervt aufzugeben. Aber macht das nicht gerade das Besondere an Elyas aus? Ist es nicht einfach soooo süß, wie er um Emely kämpft, ohne dabei zu offensichtlich darum bemüht zu sein, ihr Herz zu erobern?! Ich finde es toll, wie er immer wieder die richtigen Wörter findet, um zweideutig zu bleiben und nicht zu offensichtlich zuzugeben, dass er total in sie verknallt ist. Das macht doch einfach den Reiz an dieser Geschichte aus.

Überhaupt: Elyas... Was für ein Kerl. Ein kleines bisschen habe ich mich auch in ihn verliebt. Und mich dann dabei erwischt, wie ich in seinen türkisgrünen Augen auf dem Cover versunken bin. Er hat schon echt tolle Seiten und ist gleichzeitig einfach ein total interessanter Typ. Und er kann so lieb sein und sich so süß um Emely kümmern. Hach, er ist schon wirklich ein toller Mann...

Ganz im Gegensatz zu Luca, dem ominösen Briefeschreiber... Den fand ich einfach nur langweilig...Seine Mails lesen sich zwar alle ganz nett, aber ein wirkliches Kribbeln konnten sie nicht verursachen. Höchstens seine letzte Mail in dem Buch, die war ganz schön. Aber ansonsten... Ich habe da zwar schon so eine Vermutung, was es mit diesem Luca auf sich hat, aber die kann ich hier natürlich nicht äußern. Auf jeden Fall wäre für mich schon längst klar, für wen ich mich entscheiden würde. Emely muss dagegen erst noch ein wenig auf die Sprünge geholfen werden.

Denn sie wehrt sich wirklich extrem gegen ihre Gefühle. Ich glaube, ich wäre schon viel schneller schwach geworden. Aber auch hier bin ich froh, dass Emely sich so verzweifelt wehrt. Denn wenn sich die beiden nach 300 Seiten doch endlich gekriegt hätten, hätte das Buch nicht halb so viel Spaß gemacht.

Klar, eine wirklich interessante Handlung hat das Buch nicht. Es gibt ein paar Motorrad-Ausflüge, ein paar Szenen an der Uni, viele Szenen in Elyas' Wohnung... Aber der Schwerpunkt liegt schon auf den Dialogen und zwischenmenschlichen Szenen. Aber mir reicht das vollkommen aus. Ich brauche nicht immer ein super actionreiches Buch.

Ich kann ja eigentlich nicht viel mit Frauenromanen anfangen, bin aber doch manchmal auf der Suche nach Liebesromanen, die nicht kitschig, sondern einfach schööön sind. Und wenn ich es mir recht überlege, bin ich mit "Kirschroter Sommer" an der richtigen Stelle fündig geworden. Genau so stelle ich mir einen solchen Liebesroman vor, der mich einfach alles um mich herum vergessen lässt, der mich mitfiebern lässt, der mir selbst beim Lesen ein Kribbeln im Bauch verursacht.

Am Ende gibt es von mir vier Sterne. Eigentlich wollte ich für den holprigen Anfang nur einen halben Stern abziehen, aber das geht ja hier leider nicht. Deswegen ist es gleich ein ganzer Stern, auch wenn der schwierige Einstieg in das Buch bei dem Rest, der mich einfach begeistert hat, schon fast wieder ganz in Vergessenheit geraten ist. ;-)

Mein Fazit:
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Mit "Kirschroter Sommer" bin ich genau zur richtigen Zeit an das richtige Buch geraten.