Rezension

Ein spannender, dystopischer Thriller mit etwas eigenwilligem, aber großartigen Erzählstil

Marthas Widerstand - Kerry Drewery

Marthas Widerstand
von Kerry Drewery

Bewertet mit 5 Sternen

Stell dir vor, du lebst in einer Welt, in der es kein Rechtssystem mehr gibt, wie wir es kennen. In der es keine Beweisführung mehr gibt und in der die Reichen, die Mächtigen und Korrupten entscheiden, wer zum Tode verurteilt wird und wer leben darf.

In dieser Welt lebt Martha. In einem London irgendwo in der Zukunft, in der der arme Teil der Bevölkerung in den Wolkenkratzern sich irgendwie über Wasser halten muss, während die Reichen in den Avenues in Saus und Braus leben und über die "Kleinen" richten.

Es gibt in dieser Welt kein normales Rechtssystem mehr. Stattdessen werden Menschen, die man des Mordes bezichtigt in ein Zellensystem gesteckt. 7 Zellen an der Zahl. Jeden Tag wechselt man die Zelle und die Bevölkerung stimmt in einer TV Show darüber ab ob man schuldig oder nicht schuldig ist. Schuldig bedeutet, das am Ende, in Zelle 7 der Tod auf einen wartet.

"Ich kann die Märtyrerin sein."

Martha wird des Mordes am beliebtesten Wohltäter der Stadt bezichtigt. War sie nur zur falschen Zeit am falschen Ort oder hat sie ihn wirklich umgebracht ? Sie selbst plädiert auf schuldig, denn sie weiß das es im Endeffekt keine Rolle spielt was sie sagt, man wird sie so oder so verurteilen, denn die Leute die das Spiel bestimmen sind korrupt. Eine machtgeile Gesellschaft, die sich selbst reinwäscht und andere, die Schwächeren, für ihre Vergehen bluten lässt.

Dies muss SIE ändern ! Die Welt da draußen muss erfahren, was wirklich hinter diesem perfiden System steckt und sie muss dies außerdem tun, um die Menschen die sie liebt zu schützen.

Meinung:
Wäre ich bei diesem Buch nur nach der Optik gegangen, dann wäre es wohl niemals in meinem Besitz gelandet, denn ehrlich gesagt finde ich es ziemlich hässlich. Dabei ist das natürlich Quatsch, denn schließlich kommt es bei Büchern, wie wir alle wissen, immer auf den Inhalt an.
Und der sprach mich, rein vom Klappentext her, schon ziemlich schnell an.

Die Idee war für mich einfach neu und deshalb faszinierend und auch schockierend ! Eine TV Show in der man über Leben und Tod bestimmt ? Absurd !  
Wenn man allerdings die Geschehnisse in der großen weiten Welt beobachtet, dann ist es vielleicht gar nicht so abwegig, das es solche Dinge in der Zukunft einmal geben mag, wo doch gerade so viele Irre an der Macht sind und es so viel Hass überall gibt !  

Kerry Drewery hat das in ihrem Roman ziemlich gut eingefangen, denn das Volk dürstet regelrecht nach Hinrichtungen. Ob der Beschuldigte hierbei Schuldig oder nicht schuldig ist, interessiert eigentlich niemanden mehr. Es geht eher um die Sensationsgeilheit und das Gefühl von Macht, das man empfindet, wenn man telefonisch für Leben oder Tod abstimmt.

Sowohl Setting als auch Inhalt sind sehr düster gehalten und der Schreibstil ist speziell, aber wirklich großartig.

Zum einen erleben wir Marthas Tage in der Zelle in der 1. Form. Sie erzählt was gerade mit ihr passiert, lässt uns an ihren Gedanken teilhaben, die durch die Umstände in den einzelnen Zellen manchmal etwas ungefiltert und konfus daherkommen, so aber die Situation noch einmal bewusster machen.
In ihren Gedanken blickt sie außerdem immer wieder zurück auf die Anfänge dieser ganzen Farce und so ergeben die einzelnen Fragmente nach und nach ein ganzes Bild und der Leser erkennt was hinter allem steckt.

Die anderen Kapitel sind in der 3. Form geschrieben und befassen sich mit dem was außerhalb der Zellen passiert. Dabei beleuchten sie die TV Show, sowie die Gedanken und Handlungen von Protagonisten die teilweise ebenfalls tragende Rollen spielen, auf die ich hier aber nicht so sehr eingehen möchte, um Euch nicht unnötig zu spoilern. Eine dieser Figuren zu der ich aber doch kurz etwas schreiben möchte ist Eve Stanton.

Sie ist die psychologische Betreuerin des Systems. Früher war sie Staatsanwältin, doch seit das Rechtssystem abgeschafft wurde, ist sie die letzte Person zu der die Verurteilten eine Bindung aufbauen und ihr Herz ausschütten können. Sie sieht Martha einmal am Tag und merkt ziemlich schnell, das diese ein Geheimnis hütet. Sie spürt das Martha nicht schuldig ist und will ihr irgendwie helfen.
Für mich war Eve neben Martha eine der wichtigsten und charakteristisch stärksten Figuren in diesem Buch.

Der Plot entwickelt sich spannend und temporeich und endet in einem Finale in dem sich die Ereignisse nur so überschlagen.
Leider endet es aber auch mit einem klitzekleinen Cliffhanger, denn "Marthas Widerstand" ist kein, wie von mir angenommen, Einzelband, sondern der Auftakt einer Dilogie.

Band 2 ist laut Angaben im Buch für 2018 geplant.

Fazit:
Mich hat MARTHAS WIDERSTAND in vielerlei Hinsicht überrascht. Es ist eine gelungene Kombination aus Thriller und Dystopie, temporeich und spannend erzählt, die ich euch wirklich nur empfehlen kann, wenn ihr mal wieder nach ein bisschen Adrenalinschüben und Nervenkitzel lechzt.