Rezension

Ein spannender Fall und interessante Protagonisten

Tiefe Schuld - Manuela Obermeier

Tiefe Schuld
von Manuela Obermeier

Bewertet mit 5 Sternen

Auf der Suche nach einem Cache in der Aubinger Lohe, ganz im Westen von München stolpern zwei junge Geocacher buchstäblich über die Leiche einer jungen Frau, die schwerste Misshandlungen aufweist. Kriminalhauptkommissarin Antonia „Toni“ Stieglitz, die als Mitglied des Teams um ihren Chef Hans Zinkl diesen Fall lösen soll, wird dadurch sofort an ihre eigene Geschichte mit ihrem prügelnden Ex Mike erinnert, die immer noch nicht ausgestanden scheint. Toni wagt einige Alleingänge, die sie an den Rand ihrer psychischen Grenzen bringen.

Ich habe Toni Stieglitz schon in ihrem ersten Fall „Verletzungen“ kennenlernen dürfen und fand die junge Kommissarin, die schon so viel mitgemacht hat, sehr sympathisch und taff. In diesem Fall lerne ich die sehr sensible Seite der Ermittlerin kennen, die sich endlich von ihrem prügelnden Ex getrennt hat. Und sie spricht darüber – was ich sehr gut finde. Trotz aller Professionalität vernebeln ihre eigenen Erfahrungen und Emotionen etwas ihren Blick, was sie umso glaubhafter werden lässt.

Aber auch die anderen Protagonisten finde ich sehr menschlich und lebensnah gezeichnet und kann sie mir gut vorstellen. Alle haben ihre Stärken und Schwächen, was für mich beim Lesen sehr gut rüber kommt.

Mir als Münchnerin gefällt es besonders gut, dass ich mich in diesem Fall „auskenne“. Ob Toni am Sendlinger Tor oder am Viktualienmarkt vorbei fährt, ob sie am Bordeauxplatz steht oder vom ehemaligen Little Oktoberfest in der Amisiedlung erzählt. Immer bin ich mittendrin und mein Kopfkino überschlägt sich.

Der Fall an sich löst sich langsam und schlüssig auf. Ich kann sehr gut mit rätseln und mit fiebern, aber die Suche nach dem wirklichen Täter hat mich an meine Grenzen geführt. Ich hatte mal einen ganz leisen Verdacht, der sich dann auch bestätigt hat; allerdings nicht so, wie ich es mir vorgestellt hatte. Der Mordfall gerät durch die Turbulenzen, durch die Toni geht, hier und da etwas ins Hintertreffen. Aber da auch ihre persönliche Geschichte so spannend ist, hat mich das nicht gestört.

Ich habe einen fesselnden Mordfall aufgelöst, der durch seine taffe und sehr emotionale Ermittlerin noch mehr an Brisanz gewinnt. Ich würde mich freuen, bald mehr von Toni und natürlich Dr. Mulder lesen zu können.