Rezension

Ein spannender Mystery-Horror-Roman mit einer interessanten Erzählweise

Mörderische Renovierung - Edgar Cantero

Mörderische Renovierung
von Edgar Cantero

Bewertet mit 4 Sternen

Inhalt: Unverhofft erbt der Student A. ein großes Vermögen von seinem entfernten Cousin, der Selbstmord begangen hat. Inbegriffen im Erbe ist ein großes Herrenhaus in Virginia, das A. mit seiner Freundin Niamh bezieht. Doch das Haus entpuppt sich als baufälliger Irrgarten. Außerdem berichten Nachbarn von Geistererscheinungen und einer mysteriösen Männergesellschaft, die sich bereits seit drei Generationen dort trifft. Bald fühlt auch A. sich beobachtet und wirre Träume plagen ihn...

Persönliche Meinung: Eine Besonderheit von "Mörderische Renovierung" ist die innovative Erzählweise. Es gibt hier keine durchgehende, übergeordnete Erzählinstanz im herkömmlichen Sinne; erzählt wird die Handlung durch eine Vielzahl von Dokumenten, die ein anonymer Herausgeber gesammelt hat: Tägebucheinträge A.s', Briefe an seine Tante Liza, Notizen von Niamh (Niamh ist stumm und verständigt sich mit einem Notizblock), A.s' Traumjournal, (fiktionale) Fachliteratur und Kameraaufnahmen - um nur die häufigsten Dokumente zu nennen. Die Erzählweise ist dadurch gewollt diskontinuierlich, weshalb die Leser*innen gefordert sind, kleinere Handlungslücken zu schließen. Besonders zu Beginn erinnert "Mörderische Renovierung" an eine klassische "Haunted House"-Horrorgeschichte, doch mit der Zeit wird die Handlung komplexer und entwickelt sich darüber hinaus. Im Fokus steht dabei das Geheimnis um die mysteriöse Männergesellschaft. Dabei treten verstärkt Rätsel in den Vordergrund, die der ehemalige Hauseigentümer hinterlassen und mit verschiedenen Codes verschlüsselt hat. Der Sinn und Zweck der Gesellschaft hat mir sehr gut gefallen, weil er einerseits innovativ, andererseits aber auch sehr interessant ist (mehr kann ich nicht verraten :D). Die beiden Protagonisten, A. und Niamh, sind ebenfalls schön gezeichnet. Beide sind rotzfrech, unbekümmert und brechen bzw. parodieren durch ihr Verhalten/ihre Reaktionen auf die unheimlichen Phänomene Strukturmuster klassischer Geistergeschichten. Das Ende ist durchaus überraschend und hält einige Twiste bereit. Allerdings: Es stellt das Gelesene dermaßen auf den Kopf, dass ich lange überlegt habe, ob die Handlung überhaupt noch stimmig ist. Ich bin auch zu keinem endgültigen Ergebnis gekommen (Der Herausgeber gibt an, dass die erste Seite des Textes fehlt. Meine Theorie ist, dass dort irgendwas steht, was alles eingerenkt hätte, aber den Inhalt dieser Seite können wir natürlich nicht wissen). Ein Effekt vom Grübeln war allerdings, dass ich einen Alptraum hatte, der dem von A. ähnelte, und das spricht natürlich wieder für den Horror-Aspekt des Romans :D Trotz der semi-fraglichen Stimmigkeit des Endes ist "Mörderische Renovierung" ein spannender Mystery-Horror-Roman, der eine besondere und innovative Erzählart aufweist.