Rezension

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Ein spannender Thriller mit Gradwanderung

Die Unbekannte - Peter Swanson

Die Unbekannte
von Peter Swanson

Bewertet mit 4.5 Sternen

In diesem Thriller erfahren Leser und Protagonist gleichermaßen, dass die Grenzen zwischen Gut und Böse gleitend sind.

George trifft "die Unbekannte", eine alte Collegefreundin wieder, die ihn damals wie heute in eine Mordserie verstrickt und ihn nach Strich und Faden ausnutzt. Er ist ihr hörig und obwohl er selber weiß. dass sie ihn benutzt hat kann er doch nicht loslassen. Zunächst bittet sie ihn nur um einen kleinen Gefallen, weil sie einen in Georges Augen verzeihbaren Fehler gemacht hat (500 000 $ zu stehlen). Doch bald nehmen ihre "Fehler" (5 Millionen + Raubmord, ...) zu und George ist hin und her gerissen zwischen seiner Liebe/Hörigkeit und dem Wunsch das Richtige zu tun.

George hat im Laufe seines Lebens aber auch im Laufe dieser Geschichte bereits eine Gradwanderung gemacht. Obwohl er teilweise mit der Polizei kooperiert driftet er doch langsam Richtung "Bad Guy". Er hilft Liana, obwohl sie wahrscheinlich Audrey und ihren eigenen Vater umgebracht hat, dann obwohl sie offensichtlich einen alten trauernden Mann betrogen und ausgenutzt hat, dann schließlich, obwohl sie für dessen Ermordung  verantwortlich ist - aber auch hier: sicher ist das nicht. Dem Leser bleibt  - genau wie Geroge - immer noch die Möglichkeit zu glauben, dass Liana nur ein Opfer von Verstrickungen ohne viel eigene kriminelle Energie ist.

Obwohl der Verlauf und das Ende der Geschichte ein wenig unbefriedigend sind - der "Held" scheint sich Richtung "Antiheld" zu entwickeln und die "Böse" gewinnt offensichtlich - finde ich das Buch doch insgesamt gelungen. Es ist von der ersten Seite an spannend, hat auch viele Actionszenen und durch die Rückblicke in Geoges und Lianas Vergangenheit erfährt der Leser nach und nach, wie die beiden und ihre Beziehung gestrickt sind.

Der Rahmen, der um die ganze Geschichte gesspannt ist (George sucht im Haus nach Hinweisen von Liana und geht sie suchen), löst diesen Aha-Effekt aus - beim ersten Lesen sagt einem der erste Abschnitt nichts, aber mit dem Wissen um die ganze Story ergibt es plötzlich Sinn.