Rezension

Ein spannender und fesselnder Thriller, der einem viel Raum für Spekulationen lässt, denn manchmal ist nichts so, wie es scheint.

In guten wie in toten Tagen - Gina Mayer

In guten wie in toten Tagen
von Gina Mayer

Ich hatte Gina Mayer Anfang des Jahres auf einer Wohnzimmerlesung getroffen, wo sie “Das Maikäfermädchen” (historischer Roman) vorgestellt hat. Ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich das Buch immer noch nicht gelesen habe – Zeitmangel! Meine Mutter hat mittlerweile allerdings schon mehrere Bücher von ihr gelesen und ist absolut begeistert.
Nach dem ich gesehen habe, dass sie nun auch einen Thriller herausgebracht hat, war mal wieder meine Neugier geweckt worden und der Klappentext klang sehr vielversprechend. Also habe ich mich bei Lovelybooks zu einer Leserunde angemeldet und hatte Glück – ich wurde genommen und durfte schon 2 Tage später das tolle Cover in meinen Händen halten. Romantisch durch die Blumen und trotzdem beängstigend durch die Farbwahl. Eine sehr gelungene Mischung.
So viel gibt der Klappentext gar nicht, weshalb man viel Spielraum für Spekulationen hatte und ja, ich habe sehr oft hin und her spekuliert wer hinter dem Mord stecken könnte. Für mich stand fest, dass es Helena nicht war und so ziemlich alle anderen waren abwechselnd verdächtig. Genauso muss für mich ein Thriller sein, ich möchte er kurz vor Schluss erfahren, wer denn nun der Mörder ist.
Die Geschichte wird aus der Sicht unserer Protagonistin Cara (Helenas Schwester) erzählt. Sie vergöttert Helena und würde so ziemlich alles für sie machen. Am Anfang fand ich das noch recht süß und habe das auch unter Schwesternliebe verstanden, aber irgendwann wurde es mir dann doch zu viel. Cara war regelrecht besessen davon, Helenas Unschuld zu beweisen und ich manches Mal etwas zu weit gegangen. Cara ist nicht beliebt, die meistens vergessen sie direkt wieder, sie hat eigentlich nur ihre Schwester, welche das auch ab und zu ausnutzt.
Helenas Freundinnen sind ein bunter Haufen und sie könnten nicht unterschiedlicher sein. Eine ist mal auf die schiefe Bahn geraten, die andere denkt nur an ihre Karriere, dann gibt es eine Künstlerin usw. Aber eines haben sie alle gemeinsam, sie reden, allerdings nicht über die wirklich wichtigen Dinge. Manche wird Cara ausgraben.
Vitali ist Caras Arbeitskollege und er ist der Einzige, der in Cara mehr sieht. Sie kann es nicht wirklich glauben, da sie sich auch selbst immer klein macht, und ihre Schwester meint sowieso, dass sie jemand Besseres verdient hätte. Also hält sie Vitali auf Abstand, aber er bleibt auf nette Art anhänglich und ist für Cara da, wenn sie ihn braucht. Er war mein Lieblingscharakter. Ich wusste nicht so recht was ich von den Mädels halten sollte und Cara war mir zu unscheinbar und ich mochte es überhaupt nicht, dass sie große Selbstzweifel hatte (für die Handlung ist dies aber sehr wichtig).
Ich kannte Gina Mayers Schreibstil lediglich von der Lesung und man kann die beiden Bücher auch nicht miteinander vergleichen. Beide haben mir gefallen und jeder hat zum jeweiligen Genre gepasst. Sie schafft es immer wieder Spannung aufzubauen und sie hat mich ständig verunsichert bei meiner Suche nach dem Mörder. Gerade für einen Thriller hat sie einen sehr frischen und lebendigen Schreibstil, teilweise auch recht knapp, aber dafür umso wirkungsvoller. Sie konnte mich damit packen und mitreißen.
Jugendthriller? Keineswegs! Dieser Thriller ist durchaus auch für ein älteres Publikum empfehlenswert und kann sich durchaus mit Sina Beerwald oder Arno Strobel messen.
Wem schon “Schwarz wie Schnee” von Jutta Wilke gefallen hat, dem wird dieses Buch ebenfalls zusagen, da es vom Stil her in die gleiche Richtung geht.
Ich freue mich schon darauf, weitere Geschichten der Autorin zu lesen und muss unbedingt noch mehr Bücher von ihr kaufen.