Rezension

Ein spannender und wendungsreicher Thriller

Der Fremde am Strand - Lisa Jewell

Der Fremde am Strand
von Lisa Jewell

Bewertet mit 4.5 Sternen

Alice lebt mit ihren drei Kindern und drei Hunden in einem winzigen Cottage am Strand von Ridinghouse Bay an der Küste von Yorkshire. Als sie mit den Hunden spazieren geht, entdeckt sie einen Mann, der im strömenden Regen am Strand sitzt und auf das Meer starrt. Er erzählt ihr, dass er sein Gedächtnis verloren hat und nicht mehr weiß wer er ist und wo er hinsoll. Nur eins weiß er ganz genau – zur Polizei will er nicht. Alice hat Mitleid mit ihm und gewährt ihm in einem kleinen Studio in ihrem Garten Unterschlupf. Ihre Kinder taufen den Fremden auf den Namen Frank und gemeinsam mit Alice versucht er sein Gedächtnis wiederzufinden.
Gleichzeitig vermisst die 21jährige Lily in der Nähe von London ihren 40jährigen Mann Carl, mit dem sie erst seit ein paar Wochen verheiratet ist. Sie ist sich sicher, dass ihm etwas zugestoßen ist und stellt eigene Nachforschungen an, nachdem die Polizei sich als wenig hilfreich erweist.
Ist Frank der vermisste Carl?

Als dritten Handlungsstrang gibt es eine Geschichte, die sich vor vielen Jahren in Ridinghouse Bay ereignet hat. Eine Familie mit ihren beiden Kindern Gray und Kirsty verbringt dort ihre Ferien. Am Strand lernen sie Mark Tate kennen, der großes Interesse an Kirsty zeigt und sofort hat man als Leser ein ungutes Gefühl, dass sich jedes Mal wenn die Geschichte zu diesem Teil der Handlung springt, verstärkt.

In der Gegenwart genießt Alice die Nähe von Frank und möchte ihn nur ungern gehen lassen. Doch was ist, wenn sich herausstellt, dass er ein Verbrecher ist oder verheiratet? Wird sie wieder allein sein oder sind sie und ihre Kinder sogar in Gefahr? Als Leser ist man genauso hin- und hergerissen wie sie.

Die drei Handlungsstränge bewegen sich langsam aufeinander zu und man fragt sich unwillkürlich, wie sie zusammenhängen. Ist Frank eine der Personen aus der Vergangenheit und wenn ja, welche? Gekonnt spielt die Autorin mit der Fantasie und den Gefühlen des Lesers. Immer, wenn ich mir sicher war, wie alles zusammenhängt, hat mich die Autorin überrascht und so wurde das Buch für mich eine kurzweilige Lektüre, bei der sich die Spannung immer mehr steigerte.

Die Geschichte ist wie ein Puzzle, bei dem man nach und nach fehlende Teile findet, aber erst am Ende das grausige und traurige Gesamtbild erkennen kann.