Rezension

Ein spannendes Stück Zeitgeschichte

Kinder ihrer Zeit - Claire Winter

Kinder ihrer Zeit
von Claire Winter

Bewertet mit 5 Sternen

Es ist Januar  1945 in Ostpreußen. Dort begibt sich Rosa Lichtenberg mit den Zwillingen Emma und Alice, nur mit einem Handkarren Habseligkeiten, auf die Flucht vor den Russen. Es war kalt, schneite und der Weg mühselig. Zu allem kam hinzu, dass Alice krank wurde. Eine Bäuerin nahm sie auf. In diesem Abschnitt wird die Trennung der Zwillinge erzählt.
Alice als auch Emma befinden sich in dem Glauben, die andere hätte die Flucht nicht überlebt. Zwölf Jahre später treffen sie aufeinander. Beide leben in Berlin. Alice im Ostteil, Emma im Westteil mit der Mutter. Es braucht keine Erklärung, dass sich beide unterschiedlich entwickelt haben. Was den unterschiedlichen Systemen und Lebensumständen anzurechnen war.
Die Autorin hat mit ihrem neuen Roman "Kinder ihrer Zeit" erneut eine vielschichtige Geschichte aus einer Zeit, dem Kalten Krieg, den Machenschaften der Geheimdienste und Spionage geschrieben.
Berlin war aufgeteilt in vier Sektoren, Frankreich, England, USA und der gesamte Ostteil unterlag der Aufsicht der Sowjetunion. Viermächte-Status. Doch nichts konnte den Bau der Mauer 1961 verhindern. Man denke an den legendären Ausspruch "Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten". DDR-Staatsratschef Walter Ulbricht versicherte dies am 15. Juni 1961, und nur knapp zwei Monate später, am 13. August war es soweit.

Die vielen Jahre des Getrenntsein, die unterschiedlichen Kinderjahre, das prägt die Mädchen. Und natürlich sind sie misstrauisch. Wie das damalige System im Ostteil funktionierte, das Überwachungssystem funktionierte.
Geschrieben in unterschiedlichen Erzählperspektiven begleitet man die einzelnen Charaktere. Das Buch ist allein schon durch die Zeit sehr spannend geschrieben, wird aber durch den sehr flüssigen und anschaulichen Schreibstil des Autors zu einem Leseerlebnis , was man nicht so schnell vergisst. Ein wirklich wundervolles, spannendes und interessantes Buch, das ich in wenigen Tagen ausgelesen habe.
#gegendasvergessen