Rezension

Ein spezieller, kurzweiliger Roman

Zu wahr, um schön zu sein - Gabriella Engelmann

Zu wahr, um schön zu sein
von Gabriella Engelmann

Bewertet mit 3.5 Sternen

Handlungsort ist Hamburg. Man merkt es dem Roman an, dass die Autorin hier ihr Zuhause hat. Dort lebt also ihre 47-jährige Protagonistin Caro mit ihrem Mann und Sohn Felix bei der Lotsenwitwe Hedwig.
Für die bevorstehende Silberhochzeit hatte Caro ein Fest am Elbstrand geplant. Alles war organisiert. Selbst Matthias Eltern waren angereist.
Caro, so scheint es, ist eine Perfektionistin. Es hat zu Beginn den Anschein, hier habe der Leser eine taffe Frau vorgefunden, die uns zeigt, wie das Leben läuft. Aber, ja das Aber kommt. Bei aller Ironie und aufkommenden Mitleid, wie sich die Charaktere im Laufe der Handlung zeigt, nicht nur ihr Verhalten, überhaupt so, da spielte mein Humor nicht mit.
Eine gestandene Frau, die am Tag ihrer Silberhochzeit erfährt, dass ihr Mann einen Mann liebt, und das nicht erst seit ein  paar Tagen, und dazu noch war dieser Freund des Hauses. Merkt man das wirklich nicht? Die Antwort bleibe ich schuldig. Mir wirkte das ganze Verhalten von Caro zu sehr aufgesetzt. Gefühlschaos hin, her.

Auf der beiliegenden Postkarte zum Buch steht "Sei die Kapitänin auf dem Schiff deines Lebens". Ganz schön starker Seegang für Caro. Aber vor dem Bermuda-Dreieck wird sie ja von ihrer Freundin Sylvia gerettet. Oder ist es Renato Bialetti?! ☺ Was es hiermit auf sich hat, lest selbst.
Für mich die Lichtblicke im Roman sind Hedwig und Flora, Caros Mutter. Auch wenn diese mehr als hippig herüber kommt. Die Frau hat mir gefallen.

Das vorliegende Buch unterscheidet sich absolut von dem gewohnten Stil der vorherigen Bücher von Gabriella Engelmann. Lässt man sich darauf ein, ist es eine locker-leichte Lektüre für jemanden, der kurzweiliges Lesevergnügen sucht. Mehr leider nicht.
Mal eine andere Richtung einschlagen, neue Wege gehen, das war wohl Anlass für "Zu wahr, um schön zu sein". Meines Erachtens ist dies hier leider nicht gut gelungen. Die Autorin wollte uns bestimmt einen wunderschönen Roman liefern, aber hier wende ich mal das Sprichwort an "Schuster, bleib bei deinen Leisten". Ist nicht böse gemeint. Meinen Humor hat es nicht getroffen. Der Ausflug in die Hansestadt, bildlich wirklich gut vorstellbar dank der Ortskenntnisse der Autorin, macht den ausschlaggebenden Punkt für meine Bewertung.