Rezension

Ein sprachliches Juwel

Ein Gentleman in Moskau - Amor Towles

Ein Gentleman in Moskau
von Amor Towles

Graf Alexander Iljitsch Rostov wird wegen eines Gedichts im Jahre 1922 zu lebenslänglichem Hausarrest im Hotel Metropol, in dem er zuvor residierte, verurteilt. Was für eine Aussicht! Der Graf, eine absolut liebenswerte Person, nimmt sich diese Strafe jedoch nicht sehr schwer zu Herzen, denn er versucht die Dinge immer in einem positiven Licht zu sehen. Denn, so sagt er, wenn man nicht Herr seiner Umstände ist, so werden die Umstände Herr über einen.

 

Die Geschichte plätschert dann so vor sich hin, der Graf lebt sein Leben, richtet sich einigermaßen behaglich ein, macht Bekanntschaften. Über viele Seiten (bzw. CDs in meinem Fall) passiert im Grunde sehr wenig. Erst auf der allerletzten CD kommt ein wenig Bewegung und es wird beinah ein bisschen spannend.

 

Doch der ruhige Verlauf der Geschichte ist auch völlig in Ordnung. Denn von der Sprache her ist sie in absolutes Juwel. Alleine das Gedicht am Anfang habe ich mindestens drei mal angehört und dann nochmal in der Leseprobe nachgelesen.

"Wie so viele Fragen

beantworte ich diese

mit abgewandtem Auge beim Schälen einer Birne."

Verse wie dieser lassen mir regelrecht eine Gänsehaut über den Rücken laufen. Immer wieder gibt es so schöne Formulierungen, dass das Hören wirklich eine reine Freude ist.

 

Dieses Buch lässt einem sicherlich nicht den Atem stocken und auch nicht ganze Nächte durchlesen. Doch es ist eine wunderschöne, freundliche Geschichte, mit einem liebenswerten Protagonisten, die einem auch einiges an Lebensweisheit vermittelt und gleichzeitig noch einen kleinen Einblick in das Russland der 20er bis 50er Jahre. Zudem ist das Hörbuch sehr angenehm gelesen. Insgesamt war es ein sehr schönes Hörerlebnis!