Rezension

Ein starkes Buch, was zum Nachdenken anregt, schockiert und mich fast vollständig begeistern konnte

Niemand liebt November - Antonia Michaelis

Niemand liebt November
von Antonia Michaelis

Bewertet mit 5 Sternen

Kurz vor November Larks sechstem Geburtstag, sind ihre Eltern spurlos verschwunden. Nun ist sie siebzehn, gerade aus ihrer betreuten WG abgehauen, da sie glaubt, ihren Eltern endlich auf der Spur zu sein. Ihre Suche führt sie in eine Großstadt. In die Kneipe eines Mannes, dessen Name eine Tätowierung auf seiner Haut ist. In ein kaltes Treppenhaus eines Mietshauses, in dem sie schläft. Zu einem Jungen, der in einem rot-gelben Zelt sitzt und liest, aber immer verschwindet, sobald November sich ihm nähern will. Zu geheimnisvollen Briefen mit Drohungen, die ihr irgendjemand zusteckt und zu einer Wahrheit, die sie am Ende vielleicht nicht verkraften wird..

Meine Meinung:
Antonia Michaelis gehört für mich zu den besten Autoren Deutschlands. Das mag Geschmackssache sein und ich bin mir sicher, dass es Menschen gibt, die mit ihren Büchern absolut nichts anfangen können, aber ich wurde bisher immer von ihren Geschichten gefangen genommen und überrascht, teilweise haben sie mich am Ende als weinerliches Bündel ausgespuckt, teilweise schockiert zurückgelassen. Aber immer konnten sie mich (fast) restlos überzeugen.

"Niemand liebt November" bildet hier keine Ausnahme, auch wenn ich sagen muss, dass ich es ein klitzekleines bisschen schwächer als andere ihrer Bücher finde. Dazu aber später mehr.

Der Schreibstil der Autorin gefällt mir unglaublich gut. So wunderbar packend zieht er mich immer schnell in die Geschichte hinein, übt einen Sog auf mich aus, dem ich bisher noch nie entkommen konnte. Diese irgendwie poetische Art, ich weiß nicht, wie ich es anders beschreiben soll, hat etwas besonderes an sich. Ich liebe ihren Schreibstil einfach und ich finde, alleine dafür lohnt es sich schon, eines ihrer Bücher zu lesen.

Die Geschichte ist nichts, was man mal eben wegliest, nichts zum Abschalten und nichts um dem Alltag zu entfliehen. Es ist eine Geschichte, die zum Nachdenken anregt, die einen mit der Nase auf die harte Realität stößt, die einen gerne auch mal fassungslos und schockiert den Kopf schütteln lässt. Ein Buch, was man zwischendurch einfach mal aus der Hand legen muss, um über das eben gelesene nachzudenken und es zu verarbeiten. Eine Geschichte, die verwirrt, von der man nicht weiß, was da jetzt real ist und was nicht. Teilweise muss man sein logisches Denken einfach komplett abschalten und sich auf das, was passiert, einlassen.
Die Handlung ist teilweise wirklich heftig, der Verlauf die meiste Zeit überraschend, sehr unvorhersehbar und überzeugend. Mich konnte das Buch wirklich sehr fesseln, aber ich konnte es nicht an einem Stück lesen, da ich es zwischendurch aus der Hand legen musste, um darüber nachzudenken. Es ist eine Geschichte, die mir noch lange in Gedanken bleiben wird und die ich ganz bestimmt nicht so schnell vergessen werde.
Allerdings muss ich sagen, dass es meiner Meinung nach zum Ende hin schwächer geworden ist. Mir kam es so vor, als würde die Autorin bestimmte Punkte der Handlung einfach nur noch schnell zu Ende bringen wollen, um sich anderen Dingen widmen zu können. Aber das ist auch schon mein einziger kleiner Kritikpunkt, denn die Auflösung und das Ende passten ansonsten wunderbar zur Handlung und wussten ebenfalls zu überzeugen. Ich glaube aber, dass dem Buch eventuell ein paar mehr Seiten gut getan hätten, da mir wirklich ein paar Dinge zu schnell abgefrühstückt worden sind.

Zu den Charakteren mag ich an dieser Stelle gar nicht mehr so viel sagen. Es sind sehr realistisch dargestellte Menschen mit vielen Facetten und Ecken und Kanten. Menschen, die einem vielleicht nicht unbedingt sympathisch sind, die mich aber trotzdem auf ganzer Linie überzeugen konnten.

Fazit:
"Niemand liebt November" ist ein Buch, was man vermutlich entweder liebt oder hasst. Ein Buch, für dessen Geschichte man eventuell sein logisches Denken beiseiteschieben und auf das man sich voll und ganz einlassen muss. Ein starkes Buch, was zum Nachdenken anregt, schockiert und mich fast vollständig begeistern konnte.