Rezension

Ein starkes Stück Geschichte!

Alles, was ich bin - Anna Funder

Alles, was ich bin
von Anna Funder

Bewertet mit 5 Sternen

„Furcht ist das psychologische Fundament der Diktatur. Der Diktator weiß, dass nur der Mensch, der die Furcht überwindet, jenseits seiner Macht lebt, sein einziger gefährlicher Feind ist. Denn wer die Furcht überwindet, hat den Tod überwunden.“

„Drei Menschen, drei Schicksale, ein leidenschaftlicher Kampf für die Freiheit. 1935 werden in einem Londoner Hotelzimmer die bekannten deutschen Widerstandskämpferinnen Dora Fabian und Mathilde Wurm tot aufgefunden. Die Gestapo spricht von Selbstmord der beiden Frauen, die engstens mit dem charismatischen Revolutionär und Schriftsteller Ernst Toller bekannt waren. Von Hitlers Machtergreifung in Berlin an begleitet Anna Funder in ihrem großen Roman die Gruppe von Freunden, die über Nacht zu einer Bande Verfolgter wird. Sie fliehen nach London, wo sie neue Verbündete finden und große Gefahren auf sich nehmen, um den Widerstand gegen die Nazis zu organisieren. Aber sie sind dort nicht sicher – ein einziger Verrat wird die Freunde auseinandersprengen und in alle Winde zerstreuen. Packend und tief bewegend bringt Anna Funder Licht in eine der mysteriösesten Geschichten des Exils. Sie erzählt von der Verbindung dreier außergewöhnlicher Menschen, die in Zeiten größten Aufruhrs alles riskieren – für die Freiheit und die Liebe.“ (Klappentext)

„Als Hitler an die Macht kam, lag ich in der Badewanne.“ Mit diesem Satz beginnt eine überaus beeindruckende Erzählung über das Leben einer jungen Frau, die, gemeinsam mit ihren Freunden versuchte, den sich ankündigenden Wahnsinn eines neuen Krieges und der Gewaltherrschaft Hitlers zu verhindern – unter Einsatz des eigenen Lebens.

In Rückblenden erleben wir die gesamte Geschichte mit. Es gibt zwei Erzähler: Zum einen die Jüdin Ruth, die als einzige überlebt hat und nun, mit 95 Jahren, sich zurückerinnert. Der zweite Erzähler ist der Autor Ernst Toller – auch er einer der Widerstandskämpfer. Sein Leben jedoch endete schon früh, durch seinen niedergeschriebenen Nachlass – den Ruth liest – spricht er zum Leser.

Beide Erzähler schildern fesselnd und mitreißend. Vor allem Ruths Berichte sind von so einer ungeheuren Intensität, dass es mich beim Lesen gepackt und nicht mehr losgelassen hat. Ganz deutlich nimmt man als Leser Anteil an den Gefühlen, Ängsten und Sorgen der Charaktere, die wechselnden Erzählperspektiven erlauben verschiedene Betrachtungsweisen – und kommen doch am Ende zum gleichen Ergebnis.

Ein starkes Stück Geschichte! Der zeitliche Rahmen beginnt früh, noch zu Zeiten des 1. Weltkriegs. Alles beginnt mit dem Wunsch nach Frieden, mit dem Wunsch, einen weiteren Krieg dauerhaft zu verhindern. Von der Gründung der USPD (Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands) und ersten politischen Aktivitäten geht es weiter und endet im Exil und auf Todeslisten. Mehr als einmal hab ich mich gefragt, was ich wohl getan hätte… Schwer vorstellbar, ich hoffe, ich würde in einer vergleichbaren Situation richtig handeln. Aber weiß man es? Auf jeden Fall macht es für mich Sinn, mich immer mal wieder mit diesem Stück deutscher Geschichte auseinanderzusetzen.

Kommentare

HappiestGirl kommentierte am 27. Februar 2014 um 08:28

Ich habe ein ähnliches Buch, mit gleichem Thema, würde ich sagen, gerade in den Händen:

"Die Frauen von Carcassonne" von Kate Mosse. Könnte Dir dann wahrscheinlich auch gefallen! ;)

Manu66 kommentierte am 27. Februar 2014 um 12:55

Danke für den Tipp! Ich schau es mir gleich mal an.