Rezension

Ein stiller und unbekannter Held

Der Rote Drache oder Die Frau am Klavier -

Der Rote Drache oder Die Frau am Klavier
von Charlotte Bieberstein

Die Autorin Charlotte von Bieberstein erzählt in ihrer Biografie „Der Rote Drache oder Die Frau am Klavier“ die persönliche Geschichte ihres eigenen Großvaters mit historischen Hintergründen zu Zeiten des Ersten und Zweiten Weltkriegs.

Inhalt:
Sein Einsatz an der Front im Ersten Weltkrieg führt ihm die Sinnlosigkeit eines Krieges vor Augen. Nach der Revolution und dem Diktat von Versaille bricht eine Welt für ihn zusammen. Wie viele andere auch, sieht er unmittelbar nach der Wirtschaftskrise eine Chance im Nationalsozialismus. Dann wendet er sich aber davon ab und ist im Widerstand tätig. Dieses Buch erzählt seine Lebensgeschichte und spannt eine Brücke, indem es das Erlebte detailreich in den historischen Kontext bringt. Es ist die Geschichte eines stillen und unbekannten Helden. Walther wächst in Sachsen des 19. Jahrhunderts in einem behüteten und wohlhabenden Umfeld auf. Sein Wunsch ist es, Jurist zu werden. Den Ersten Weltkrieg überlebt er wie durch ein Wunder. Er geht zur Polizei, dort ist er für die Spionageabwehr in Sachsen zuständig. Danach wird er in das Präsidium der Gestapo versetzt. Die anfängliche Sympathie für den Nationalsozialismus verfliegt schnell, als ihm bewusst wird, für welches verbrecherische Regime er arbeitet. Seit 1934 ist er im Widerstand. Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs wird er bei der Abwehr im Amt Ausland eingesetzt, dort hatte er Kontakt zu den Leuten, die am 20. Juli 1944 das Attentat auf Hitler ausübten. Walter riskierte sein Leben, indem er Juden und andere Verfolgte unterstütze. Das zu durchleben gelang ihm, weil er über wichtige Eigenschaften verfügte: sein tief verwurzelter Glaube, Feingefühl und Humanität, aber auch die Zuversicht auf ein besseres Leben danach.

Meine Meinung:
Der Autorin ist ein wunderbarer Einstieg in die persönliche Biographie ihres eigenen Großvaters gelungen. Zeigt diese Biografie doch, welches Vertrauen ihr mit diesen Aufzeichnungen, entgegen gebracht wurde.
Die meisten Eltern und Großeltern, reden nicht über Vergangenes, gerade aus den Zeiten der Kriege.

Der Schreibstil ist ausgesprochen spannend, flüssig und fesselnd, erzählt. In einer Biografie erwarte ich keine großen Emotionen und finde die sachliche Aufzählung der Ereignisse detailreich und historisch gut ausgearbeitet. Dem Leben des Dr. Walther Hultsch, konnte ich durchaus gut folgen und nachvollziehen. Ein wahrer Held zu seiner Zeit.

Fazit:
Die Biografie wird durch eine Menge von interessanten schwarz/weiß Fotos untermalt, die einen interessanten Einblick in die damalige Zeit geben. Mich hat das Leben von Dr. Walther Hultsch, beeindruckt.
Für historisch Interessierte eine klare Leseempfehlung.