Rezension

Ein stilles, sehr emotionales Drama mit unvergesslichen Protagonisten!

Abschied in Prag - Alyson Richman

Abschied in Prag
von Alyson Richman

Bewertet mit 5 Sternen

Die 1930er-Jahre in Prag. Lenka ist Kunststudentin und verliebt sich in Josef, dem Bruder ihrer besten Freundin Veruska. Die beiden werden ein Paar, heiraten. Kurz nach der Hochzeit marschieren die Deutschen in Prag ein. Josef kann Papiere besorgen für die Überfahrt nach Amerika, doch Lenka lässt ihn mit seinen Eltern und seiner Schwester alleine fahren. Sie kann und will ihre Familie nicht zurücklassen. Josef verlässt sie mit dem Versprechen, sie und ihre Familie bald nachzuholen, doch das Schiff  mit seiner Familie an Bord wird torpediert und geht unter.

Lenka erhält die Nachricht von seinem Tod, doch Josef überlebt. Er emigriert nach Amerika, kann sich dort ein neues Leben aufbauen, doch auch er hält seine große Liebe für tot, bekommt er doch die Mitteilung, dass Lenka nach Auschwitz deportiert und dort umgebracht wurde, doch wie durch ein Wunder überlebt die junge Frau das Grauen.

Zusammen mit ihrem Retter geht auch sie in die USA und gründet eine neue Familie. Lenka und Josef, eine Liebe, die einen grauenvollen Krieg und lange 60 Jahre überdauert. Eine Liebe, die nie aufgehört hat. Eines Tages, inzwischen hochbetagt, stehen sie sich gegenüber...

Während ich diese Zeilen schreibe, habe ich schon wieder Tränen in den Augen. Es ist nicht nur eine Geschichte gegen das Vergessen. Eine tragische, unheimlich bewegende Geschichte, die sehr nahe geht. Am Schluss des Buches erfährt der Leser, dass diese Geschichte angelehnt wurde an eine wahre Begebenheit. Wie müssen sich zwei Menschen, zwei Liebende fühlen, die sich aneinander über Jahrzehnte für tot gehalten haben und sich plötzlich nach dieser langen Zeit gegenüberstehen? 

"Abschied in Prag" - ein stilles, hochemotionales Drama mit unvergesslichen Protagonisten. Die Autorin versetzt den Leser in einen gewaltigen Bilder- und Gefühlsrausch. Die sehr authentischen Beschreibungen über das Leben im Konzentrationslager Theresienstadt und schließlich die Deportation nach Auschwitz. Ich musste das Gelesene oftmals erst sacken lacken. Natürlich sind mir die Verbrechen bekannt, aber wieder darüber zu lesen, macht das Grauen nicht geringer. 

Die Tötungsmaschinerie der Nazi-Herrschaft, immer wieder fragt man sich, wie das möglich war. Auch hervorragend von der Autorin aufgenommen, das Schuldbewusstsein der Holocaust-Überlebenden, die das Erlebte oft tief in sich begraben haben, nicht darüber sprechen konnten. Die jahrzehntelangen Albträume. 

"Abschied in Prag" - eine Geschichte über eine großartige Liebe, unendlich traurig. Wer dieses Buch gelesen hat, wird es nicht mehr vergessen!