Rezension

Ein stimmiges Gesamtkonzept verbunden mit gelungenen Spannungsbögen

Die Stadt der besonderen Kinder - Ransom Riggs

Die Stadt der besonderen Kinder
von Ransom Riggs

Zitat:
„Ich war für sie zu einem Rätsel geworden, das sie niemals würden lösen können. Eine Wunde, die nie verheilen würde.“
(S.120)

„Der Gedanke schnürte mir die Kehle zu, und mir wurde ganz heiß. Hundert Horrorszenarien wetteiferten in meiner Vorstellung um Beachtung.“
(S.196)

Inhalt:
Die Flucht von der Insel Cairnholm ist den Kindern gelungen. Auf dem offenem Meer geraten sie jedoch in einen Sturm. Mit letzter Kraft erreichen die Kinder das Festland. Aber die Sicherheit ist trügerisch. 
Miss Peregrine ist in ihrer Gestalt gefangen. Und das bedeutet nichts Gutes. Wenn es so bleibt, ist Jacob in der Zeitschleife gefangen und kann nicht mehr nach Hause. Die Zeit läuft den Kindern davon. Nun haben sie eine Mission. Doch der Ausgang ist mehr als fraglich, denn ihre Gegner scheinen übermächtig. Ein Scheitern wird mit dem Tod bestraft!

Meinung:
„Die Insel der besonderen Kinder“ hatte bei mir definitiv einen gewissen Eindruck hinterlassen. Ich wollte unbedingt wissen, wie sich die Geschichte fortsetzt. Lange hatte ich auf das Erscheinen des zweiten Teils „Die Stadt der besonderen Kinder“ gewartet. Nun war es endlich soweit!

Aufgrund der langen Zwischenphase hatte ich ärgste Bedenken, wieder in die Geschichte finden zu können. Anfangs schien sich meine Befürchtung zumindest in Ansätzen zu bestätigen. Mit einigen Begriffen konnte ich ganz einfach vorerst nichts mehr anfangen. Doch mit jeder gelesenen Seite wurde es besser, ich glitt immer mehr in diese besondere Welt und bald war ich in ihr schon fast wieder zu Hause.

Absolut gelungen finde ich auf jeden Fall die Fotogalerie zu Beginn des Buches. So hatte ich die Chance, den einen oder anderen Buchcharakter ein wenig aufzufrischen und während des Lesens immer einmal wieder nach einer betreffenden Person zu schauen. 

Die Geschichte insgesamt wirkt wie schon der Vorband etwas skurril, dennoch faszinierend, getragen von einer atmosphärischen Stimmung. Immer wieder habe ich mir vor Augen geführt, dass es sich hier um eine besondere Gruppierung von Menschen handelt; und die Betonung liegt auf „besonders“. Das Gesamtkonzept ist insgesamt stimmig und glaubwürdig. 

Der Protagonist Jacob hat eine Entscheidung getroffen. Eine Entscheidung für die Liebe. Und mit dieser Entscheidung fühlt er sich, trotz aller Gefahren, wohl. Doch nun wurde ihm die endgültige Wahl plötzlich genommen. Wenn die Kinder keinen Erfolg haben, hat Jacob keine Möglichkeit mehr, nach Hause zurückzukehren. Jacob akzeptiert sein Los, doch da ist auch noch Emma. Für sie würde er wirklich alles aufgeben; empfindet Emma jedoch genauso für ihn? 
Seine besondere Kraft beherrscht Jacob immer besser. Nun weiß er, damit umzugehen. Die anderen Kinder setzen auf ihn und seine Fähigkeiten. Doch kann er diesem Anspruch auch gerecht werden? Jacob beginnt zu zweifeln.

Die Geschichte wird aus Jacobs Ich-Perspektive in Vergangenheitsform erzählt. Immer wieder setzt der Autor, Ransom Riggs, Akzente und sorgt mit entsprechenden Spannungsbögen für ein fortlaufendes Lesevergnügen. Anflüge kindlicher Naivität in den Handlungen der Charaktere konnte ich durchaus übersehen, sind sie doch Teil des großen Ganzen. Das Gesamtkonstrukt zählte hier für mich und konnte entsprechende Punkte sammeln. 

Die Handlung spielt größtenteils im Jahr 1940, einem Kriegsjahr. So seicht, wie Ransom Riggs versucht hat, die Rahmenbedingungen dieser Zeit darzustellen, so vorstellbar konnte er dennoch das Grauen und die Schrecken jener Episode an mich heranbringen. Doch auch Schockmomente werden nicht ausgelassen. Einerseits wurden die Erlebnisse gut in die Geschichte eingeflochten, andererseits war der mahnende Finger deutlich sichtbar. Für mich eine gute Vernetzung zwischen Unterhaltung und vergangener Realität, die zum Nachdenken auffordert.

Insgesamt wirkt das Konzept der Geschichte für mich in sich geschlossen. Immer wieder wurden in die laufende Handlung auch alte Fotografien eingebunden, die mir bildhafte Eindrücke vom Geschehen vermitteln konnten. Ohne viel zu verraten, kann ich auf jeden Fall sagen, dass das Mädchen auf dem Cover Sam heißt. Dieses Loch im Bauch hat natürlich auch einen Grund. Weshalb es dieses Loch gibt, müsst ihr natürlich selbst herausfinden… Ihr werdet die Stelle lieben!

Das Ende der Geschichte gestaltet Ransom Riggs, wie man es sich wünscht. Hier wurde ein guter Nährboden für eine weitere Entwicklung geschaffen. Ich hoffe, dass ich nicht allzu lange auf den Nachfolger warten muss!

Urteil:
Ein stimmiges Gesamtkonzept verbunden mit gelungenen Spannungsbögen ließen mich teils durch die Seiten rasen. Ich wurde beim Lesen Teil der Handlung und konnte mich mitreißen lassen. Für dieses besondere Leseerlebnis vergebe ich an dieser Stelle verdiente 4 Bücher.

Für alle, die sich von Rückschlägen nicht einschüchtern lassen, den Blick immer nach vorn richten und den Glauben an die Hoffnung nie verlieren. Für alle Fans des ersten Teils natürlich ein Must-Have!

Die Reihe:
1. Die Insel der besonderen Kinder
2. Die Stadt der besonderen Kinder
3. Originaltitel: Library of Souls
(Erscheinungstermin: September 2015)

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