Rezension

Ein Straßenjunge wird zum Helden - unbedingt lesen!

Dunkle Halunken - Terry Pratchett

Dunkle Halunken
von Terry Pratchett

Bewertet mit 5 Sternen

Im London des 19. Jahrhunderts lebt Dodger. Er ist ein Tosher, was bedeutet, dass er in der Londoner Kanalisation nach Münzen und Schmuck sucht, der dort hinuntergespült wurde. Mitten in einer völlig verregneten Nacht wird Dodger von Schreien an die Oberfläche gezogen und kann eine junge Frau aus der Gewalt von zwei Männern befreien. Wer ist sie, und wer sind die Männer, in dessen Gewalt sie sich befand? Durch den Vorfall macht er neue Bekanntschaften, mit deren Hilfe er Nachforschungen aufnimmt. Dabei wird er mehr als einmal zum unfreiwilligen Helden, was ihm die Aufmerksamkeit von einflussreichen Bürgern Londons einbringt...

Das Buch wirft den Leser gleich mitten hinein ins verregnete Geschehen Londons. Dodger rettet die junge Frau aus den Fängen der Männer und macht dabei die Bekanntschaft mit Henry Mayhew und Charles Dickens, die sich den beiden annehmen. Die Frau, vorerst Simplicity genannt, darf sich bei Familie Mayhew erholen, während Dodger mit den Nachforschungen beginnt. Unverkennbar ist Terry Pratchetts Schreibstil, der mit der Sprache spielt und dem es gelingt, das historische London höchst lebendig werden zu lassen.

Dodger ist ein Charakter, der mich begeistern und faszinieren konnte. Trotz seiner mangelhaften Bildung hat er einen klugen Kopf, ist nie um eine Antwort verlegen und äußerst hartnäckig. Es war herrlich, mit anzusehen, wie er völlig unfreiwillig zum Helden wird, obwohl er nur eins will – Simplicity aus ihrer Zwickmühle zu befreien. Dabei beweist er außerordentlichen Einfallsreichtum, wodurch ein Spaß machte, ihn durch London zu begleiten.

Obwohl Dogder der offensichtliche Held des Buches ist, gibt es viele weitere Charaktere, die für ein kurzweiliges Lesevergnügen sorgen. Beispielhaft genannt seien hier Solomon, bei dem Dodger lebt und der stets um sein Wohl besorgt ist und Charlie (alias Charles Dickens), der Dodger mit der Welt der Presse und Politik vertraut macht. Über weitere Charaktere will ich nicht zu viel verraten, denn dieses Buch ist eine wahre Wundertüte, die eine wahrlich verblüffende Geschichte bereithält.

Terry Pratchett gelingt es mit „Dunkle Halunken“, einen im Schlamm der Kanalisation wühlenden Straßenjungen zum glanzvollen Helden zu befördern und eine wundersame Geschichte vor dem Hintergrund der Slums in London zu erzählen. Historische Persönlichkeiten und Fiktion werden gekonnt vermischt und eine Spurensuche wird zu einem großen Abenteuer für alle Beteiligten. Heraus kommt ein Buch, das mich begeistern konnte und das ich uneingeschränkt weiterempfehlen kann!

Kommentare

Red-Sydney kommentierte am 21. September 2013 um 19:59

Ui cool! Ich hab das Buch bloß in einer Verlagsvorschau von Piper entdeckt und war zuerst skeptisch, da die neueren Werke von Pratchett deutlich nachgelassen haben. Zumindest die Tatsache, dass Andreas Brandhorst das Buch übersetzt hat, hat mich dann doch neugierig gemacht.

Dank deiner tollen Rezension würde ich mich echt freuen, das Buch sofort zu lesen, denn Pratchetts Humor gepaart mit dem von dir beschriebenen Setting, das kann nur gut werden. Ich hab das Buch gleich ganz oben auf meine Wunschliste gesetzt.

Vielen Dank für deine hilfreiche Meinung!

Lg

Red-Sydney