Ein Stück deutsche Geschichte verpackt in eine Familiengeschichte. Ein grandioses Buch
Bewertet mit 5 Sternen
Alex wächst bei ihrer Oma Paula (Momi) in Ostberlin auf. Sie erlebt 1989 den Fall der Mauer hautnah mit und verliebt sich in dieser Nacht im Westen in Oliver. Als sie ihn ihrer Momi vorstellt, bekommt diese einen Zusammenbruch, weil er sie offenbar an etwas Schlimmes aus der Vergangenheit erinnert.
Alex, die sich bisher nicht für ihre Vergangenheit bzw. Familiengeschichte interessiert hat, beginnt nun mit Nachforschungen.
Das Buch hat zwei Protagonistinnen – Alex und ihre Oma Paula; es hat zwei Handlungsstränge, die sich zum Schluss zu einem verbinden. Außerdem spielt es in zwei Zeitebenen: Alex Geschichte spielt im Jahr 1989 / 1990 und Paulas Geschichte beginnt 1912.
Zu Beginn stand ich Alex näher und hielt sie für die Hauptperson aber im Laufe der Geschichte hat sich das verändert und Paula ist mir mehr und mehr ans Herz gewachsen und ihre Geschichte wurde zum Mittelpunkt. Die Autorin erzählt sehr anschaulich welche politischen Interessen, Hoffnungen und Wünsche die damalige Jugend vor und nach dem ersten Weltkrieg hatte. Wir erleben wie sie dafür gekämpft haben, welche Erfolge sie erzielen konnten und welche Hoffnungen sich nie erfüllten. Wir erfahren wie hart das Leben zur damaligen Zeit war, aber auch wie sich immer wieder Gelegenheiten ergaben fröhlich zu sein und das zu genießen was man hatte.
Das Buch vermittelt einen sehr guten Einblick in dieses Stück der deutschen Geschichte.
Beim Aufbau des Buches hat mir gut gefallen, dass immer vor dem Wechsel in die jeweils andere Zeitebene einige Zeilen aus den Werken Berthold Brechts oder Wolf Biermanns standen. Außerdem beginnt der erste Satz der neuen Zeitebene mit demselben Satz mit dem die andere Zeitebene aufgehört hat. Hierdurch wird es dem Leser leicht gemacht, den Wechsel zwischen den Zeiten zu erkennen.
Das Cover mit seinen gedeckten Farben, einer Ansicht Berlins im Hintergrund und der jungen Frau im Vordergrund passt sehr gut zu dem Buch. Der Umschlag zeigt im vorderen Innenteil eine Ansicht Berlins von 1915 und im hinteren Innenteil eine von Berlin im Jahr 1989.
Dieses Buch hat mich sehr berührt. Ich habe mit Alex und vor allen Dingen Paula gelitten, gehofft und geweint. Ich kann dieses Buch uneingeschränkt empfehlen.