Rezension

Ein Stück dunkle Geschichte

Das Haus der Verlassenen - Emily Gunnis

Das Haus der Verlassenen
von Emily Gunnis

Inhalt:

England 1956:

Ivy ist unverheiratet schwanger geworden und wurde von ihrer Familie nach St. Margarete geschickt, eine kirchliche Einrichtung in der ledige Mütter ihre Kinder zu Welt bringen und diese dann zur Adoption freigeben können. Ivy wurde ihre kleine Tochter Rose weggenommen, der Vater des Kindes interessiert sich nicht mehr für ihr Schicksal und da der Stiefvater nicht bereit ist, für ihren Aufenthalt zu zahlen, soll sie 3 Jahre in der Anstalt arbeiten, um die Kosten zu bezahlen. Ivy ist nicht bereit sich mit der Situation abzufinden und begehrt auf. Als man droht, sie in die Psychiatrie zu schicken, sieht sie nur noch den Weg des Selbstmordes. 

2017:

Sam, Journalistin und Mutter eine 4-järhigen Tochter, findet bei ihrer Großmutter Ivys Briefe, die sie in ihrer Verzweiflung an Alistair, den Vater des Kindes geschrieben hat. Natürlich machen sie diese Briefe neugierig und sie fängt an, zu recherchieren und bringt eine unglaubliche Geschichte ans Licht. 

Meine Meinung:

Dieses Buch greift ein furchtbares Thema auf, das leider erst in den letzten Jahren so richtig bekannt geworden ist: Die Ereignisse in den kirchlichen Entbindungsheime, in die ledige Mütter abgeschoben werden konnten und unter erbärmlichen Umständen ihre Kinder zu Welt bringen mußten. Meistens wurden die Kinder dann zur Adoption freigegeben, meistens wurde dazu erheblicher Druck auf die Frauen ausgeübt. 
Die hier erzählte Geschichte ist einfach unbegreiflich. Wie können Menschen, es waren nicht nur Kirchenvertreter, sondern auch Ärzte, Adoptionsvermittler etc beteiligt, so weit gehen, Frauen ihre Kinder unter Zwang wegzunehmen, die Kinder zu Medikamententests zu missbrauchen und die Frauen gegen ihren Willen in diesen Einrichtungen festhalten. Was war das auch für eine Gesellschaft, die das zugelassen hat?
Dieses Buch geht unter die Haut. Es läßt sich zwar angenehm flüssig lesen, aber die Geschichten die hier erzählt werden sind nur schwer zu ertragen. Mich hat besonders das lange Zeit fehlende Schuldbewusstsein schockiert. Ein Zitat: „Die Frauen/ Mädchen müssen für ihre Taten büssen“, das zeigt doch schon, mit welcher Einstellung die Beteiligten an das Thema heran gingen. 
Ein fesselndes Buch zu einem schockierenden Thema, das mal erzählt werden muß. Dieses Buch ist für mich eine absolut Leseempfehlung.