Rezension

Ein Stück Geschichte

Gott ist nicht schüchtern - Olga Grjasnowa

Gott ist nicht schüchtern
von Olga Grjasnowa

Bewertet mit 4 Sternen

Gott ist nicht schüchtern von Olga Grjasnowa, erschienen im Aufbau Verlag am 17.03.2017

Hammoudi, ein junger syrischer Mann der in Paris Medizin studiert hat und jetzt seine erste Anstellung als Schoenheitschirurg hat kommt für einen Besuch nach Syrien um seinen Pass zu verlängern. Die Verlaengerung bekommt er, darf aber ab sofort nicht mehr ausreisen. Sein Studium wird nur nach einer Prüfung anerkannt, die er aber wiederholen muss. Wesentlich ist nicht sein Können, sondern das Schmiergeld welches gezahlt werden muss.

Amal ist jung, schön und kommt aus einer reichen syrischen Familie. Ihre russische Mutter hat sie im Kindesalter alleine mit Vater und Bruder gelassen aber Amal ist auch so zu einer glücklichen Frau herangewachsen. Als 2011 die Proteste gegen den Präsidenten beginnen ist sie unter den Demonstranten und bekommt schnell Ärger den der reiche Papi aber erst noch durch Geldzahlungen abwenden kann.

Das Buch von Olga Grjasnowa erzählt Geschichten aus der privilegierten Mittelschicht der Syrer. Die handelnden Personen sind zwar Muslime, handeln aber innerhalb ihrer westlichen Ueberzeugung. Es wird getrunken, Party gemacht und man hat Sex. Dadurch erscheinen einem die handelnden Personen nah. Man hat den Eindruck, dass man das selbst sein könnte. Das Buch handelt zum größten Teil davon, was die Protagonisten zur Flucht bewogen hat, wie sie als privilegierte Menschen plötzlich gezwungen sind aus dem Land zu flüchten und was sie auf der Flucht erlebt haben. Es sind fiktive Personen, die eigentlich austauschbar bleiben. Man entwickelt nicht wirklich eine Beziehung zu ihnen und viel mit der Wirklichkeit was in Deutschland als Fluechtling angekommen ist scheint das auch nicht zu tun zu haben.

Wichtig ist, dass man sich in leicht erzählter Form mit dem Thema warum Menschen aus Syrien fliehen auseinander setzt. Das ist natürlich nur eine Zeitaufnahme, da die Protagonisten zu den Demonstranten der ersten Stunde gehörten und mit dem Regime aneinander geraten sind. Inzwischen haben sich die Gründe zu fliehen vermutlich vervielfacht.