Rezension

Ein Stück Geschichte - brutal, widerwärtig, ehrlich

Underground Railroad
von Colson Whitehead

Bewertet mit 5 Sternen

Mit dem Buch "Underground Railroad" ist Colson Whitehead die sprachlich absolut gelungene Umsetzung des wohl dunkelsten Teils amerikanischer Geschichte gelungen.

Das Buch handelt von der jungen Sklavin Cora, die sich so sehr nach Freiheit sehnt, dass sie eines Nachts gemeinsam mit Caesar von der Plantage flüchtet. Hilfe bekommen die beiden immer wieder von der Underground Railroad, einer Organisation, die entflohene Sklave an (vermeintlich) sichere Orte bringt. Die Underground Railroad existierte wirklich - Colson Whitehead hat jedoch einen Brückenschlag zwischen Fakten und Fiktion gewagt und in seinem Buch eine richtige Eisenbahnlinie entstehen lassen. Ich finde dies sehr gelungen, da man als Leser so einen deutlich leichteren Zugang zu dieser Organisation und deren Arbeitsweise bekommt.

Cora gelingt zunächst die Flucht, doch ihre neu errungene Freiheit ist nicht das, was sie sich darunter vorstellt - immer wieder muss sie sich verstecken und weiterflüchten, um nicht entdeckt und zur Plantage zurückgebracht oder womöglich gehängt zu werden.

Das Leben der Sklaven auf den Plantagen wird mit brutaler Ehrlichkeit erzählt. Schläge, Verstümmelungen, Vergewaltigung und Tod sind Alltag bei denjenigen, von denen das Buch erzählt. Das alles geht einem bei der Lektüre sehr nahe.

Insgesamt hat mir das Buch sehr gut gefallen, da es nicht nur sprachlich und von den Charakteren her überzeugt, sondern weil es die längst überfällige Aufarbeitung dieses Themas darstellt - vor dem Hintergrund der derzeitigen politischen Lage in den USA hätte auch der Zeitpunkt für das Erscheinen des Buches nicht besser gewählt sein können!