Rezension

Ein Stück Zeitgeschichte - interessant verpackt und berührend

Das Erbe - Ellen Sandberg

Das Erbe
von Ellen Sandberg

Bewertet mit 5 Sternen

Berlin im September 2018. Der Tag, an dem ein Brief das Leben von Mona verändern wird. Vor zwei Jahren war sie von München in die Hauptstadt gezogen. Über zehn Jahre hatte sie mit ihrem Freund Bernd eine Fernbeziehung geführt. Nun arbeitete sie in seinem Architekturbüro. Der Brief war vom Nachlassgericht München. Tante Klara, wie Mona sie nur gekannt hatte, eine entfernte Verwandte ihrer Mutter, war mit vierundneunzig Jahren verstorben. Mona musste nach München. Das Schwanenhaus, wie der Steuerberater der Tante erklärte, und diese dort ein Leben lang gewohnt hatte. Heutzutage war es ein Vermögen wert und sie, Mona, war Alleinerbin. Sie war reich, es war mehr als nur ein Lottogewinn.
Die zweite Persönlichkeit ist Klara und ihre Geschichte beginnt im Sommer 1938. Ihre Familie wohnte zur Miete bei dem jüdischen Unternehmer Roth. Ihm gehörte das Schwanenhaus. Dort wird Klara Zeuge eines Gesprächs zwischen den beiden Herren. Nichts darf nach außen, denn die Familie Roth will auswandern. Wer die dunkle Seite der damaligen Zeit kennt, weiß wie schwierig die Umstände waren. Nicht nur dass, es ging auch darum, dass das damalige Regime die jüdischen Mitbürger enteigneten.
Der vorliegende Roman spielt in der Gegenwart und Vergangenheit. Somit ist es wieder ein Buch #gegendasVergessen
Dann ist da noch Sabine, die in Hamburg lebt und gerade den Umzug der Oma in ein Pflegeheim organisiert. Dabei findet sie beim Räumen ein Heft, woraufhin ihre Oma total aufgelöst immer davon spricht, dass sie das mit ins Grab legen solle. Es dürfe niemand lesen.
Die Idee für den Roman über die damalige Zeit nicht neu, und dennoch findet sich hier eine Geschichte wieder, die mich wirklich interessierte. Durch die Gestaltung der Kapitel, dem Erzählen der einzelnen Frauen kann man schon eine Lesepause machen. Doch einmal eingetaucht in den Roman von Ellen Sandberg ist es nicht leicht zu unterbrechen.
Dass damals etwas mit dem Verkauf/Kauf des Hauses nicht mit rechten Dingen zuging, war wohl kein Einzelfall. Mit dem was Mona erfährt, wird sie wankelmütig. Ob es so recht ist? Und dann erfährt sie, dass es da Nachfahren von Jakob Roth gibt.
Im Laufe der Handlung fügen sich die einzelnen Erzählstränge zusammen, jede für sich interessant als auch tragisch. In der Gegenwart sind es Mona und Sabine, zwei so unterschiedliche Frauen, die hier die Autorin geschaffen hat. Jede kennenzulernen, ihre Eigenschaften, ihr Handeln und Tun, war aufschlussreich.
Die Geschichte der Familien und dem Schwanenhaus, sicherlich kein Einzelfall. Was ist Wahrheit und wofür lohnt es sich zu kämpfen? Kann man heute noch Gerechtigkeit herstellen? Es sind ínzwischen Jahrzehnte vergangen seit der damaligen Zeit und nur noch wenige Zeitzeugen können hiervon erzählen. Wenn sie es denn können.
Der Roman hat mir sehr gut gefallen. Ein Buch, was auch für die jüngere Generation, gerade in der heutigen Zeit, wichtig ist. Meine Leseempfehlung für die Geschichte!