Rezension

Ein Tag im Leben der Mrs. Dalloway

Mrs. Dalloway -

Mrs. Dalloway
von Virginia Woolf

Mit einer meisterhaften Schilderung der Innenwelten ihrer Figuren gehört Mrs. Dalloway zu den Meilensteinen der modernen Literatur. (Woolf, Virginia 1882 - 1941)

Inhalt:
Ein Tag wie ein ganzes Leben London im Juni 1923: Ein Mittwoch im Leben der vornehmen Clarissa Dalloway, die für diesen Abend eine große Gesellschaft vorbereitet. Als sie unerwartet Besuch von ihrer Jugendliebe bekommt, verliert sie sich in Erinnerungen und zweifelt an vergangenen Entscheidungen. Meisterhaft zieht Virginia Woolf die Leser immer tiefer in die Gedanken ihrer Figuren hinein und stellt damit zugleich deren Leben in Frage.

Meine Meinung:
Ein Klassiker wie „Mrs. Dalloway“ ist keine einfache Lektüre, denn man braucht Zeit und Muße, sich an den fordernden und anspruchsvollen Stil zu gewöhnen. Die nahtlose Erzählweise, die verschachtelt und Monolog Satz an Satz reiht, verlangt sich in die Gedankenwelt der damaligen Zeit, hineinzuversetzen.

Die Geschichte erzählt nur über einen einzigen wunderschönen Junitag im Jahre 1923 in der Zeit kurz nach dem Ersten Weltkrieg, in einem London, einem Britischen Empire im Umbruch. Mrs. Dalloway, ein angesehenes Mitglied der feinen englischen Gesellschaft, wird eine Abendgesellschaft geben und bereitet sich auf dieses wichtige gesellschaftliche Ereignis vor. Jedoch im Verlauf des geschäftigen Tages überlässt sie sich immer wieder ihren Erinnerungen und Gedanken. Während der Big Ben unbeirrt seine Stunden schlägt, wird sie sich der Vergänglichkeit aller Dinge und der Enge ihres Daseins, schmerzlich bewusst.

Die Party am Ende des Tages bildet in meinen Augen den Höhepunkt des Romans, weil dort die meisten Haupt- und Nebenfiguren zusammentreffen oder zumindest über sie gesprochen wird. Charakterisierungen, Handlungen und Erinnerungen vervollständigen sich dadurch auf imponierende Weise. Die verschiedenen Episoden und Gedankenströme ergeben ein authentisches Sittenbild einer Zeit im Umbruch, in der politische wie gesellschaftliche Normen sich permanent verändern.

Für den modernen Leser liest sich das Buch ungewohnt, denn es hat keinen wirklichen Handlungsbogen.

Fazit:
Die Autorin wartet mit lebensklugen Formulierungen, kunstvollen Beschreibungen und zeitlosen Weisheiten auf, für die es aber ein gutes Durchhaltevermögen braucht. Ein wahrer Klassiker im neuen Gewand, der zum Lesen, Geduld und viel Zeit benötigt.
Von mir 4 von 5 Sternen!