Rezension

Ein Thriller, der von seiner eigenen Protagonistin torpediert wird...

Neuntöter - Ule Hansen

Neuntöter
von Ule Hansen

Dass einem das Buch ins Auge sticht, ist bei diesem Cover kein Wunder - schlicht, aber bestechend und - wie ich finde - sehr gelungen!

Auch der Klappentext lässt vermuten, dass dieser Thriller genau meinem Geschmack entspricht - operative Fallanalyse, oder, wie es von der Öffentlichkeit meist genannt wird, Profiling finde ich extrem interessant und mein Hang zu Ermittlern mit einem Knacks ist ja allgemein bekannt.

Die Handlung beginnt vielversprechend - spannend, interessant, die Charaktere - neben Emma und ihren Kollegen vor allem auch ihre Vorgesetzten "die Brennemann" und Lutz Bogner, sind sehr detailliert ausgestaltet und wie aus dem Leben gegriffen - entsprechend gut ist anfangs der Lesefluss.

Je weiter die Handlung fortschreitet, die ausschließlich aus Emmas Sicht geschildert wird, desto anstrengender wird allerdings Emma. Derart traumatisiert, wie sie ist, dürfte sie überhaupt nicht im Polizeidienst tätig sein und mit der Zeit wird ihr Verhalten immer abstruser und weniger nachvollziehbar, bis sie selbst psychotischer rüberkommt als der Täter.

Das fand ich extrem schade, denn der eigentlich Plot, von der Person Emma Carow abgesehen, ist sehr gut gemacht, interessant, spannend - es wäre ein wunderbarer Thriller geworden, aber Emmas Person nimmt dem Leser mit der Zeit die Freude am Lesen. Ich hatte den Eindruck, dass das Autorenpaar einfach zu viel in die Protagonistin hineingepackt hat - alles, was ein Thriller-Hauptprotagonist an Macken, Ecken und Kanten haben kann, kommt in ihr geballt zum Vorschein und das wird nach anstrengend irgendwann unglaubwürdig.

Ein Thriller, der aufgrund seiner eigentlichen Handlung sehr spannend hätte sein können, durch seine extrem gestörte Hauptprotagonistin aber leider einiges einbüßen musste.