Rezension

Ein Thriller für junge Erwachsene, der mit psychologischen Irrwegen überzeugt

In guten wie in toten Tagen - Gina Mayer

In guten wie in toten Tagen
von Gina Mayer

… bis das der Tod euch scheidet.
Die Schwestern Cara und Helena sind trotz ihrer unterschiedlichen Persönlichkeiten unzertrennlich. Die schöne Helena ist aufgeschlossen, selbstbewusst und unwiderstehlich. Die introvertierte Cara erinnert hingegen eher an eine graue Maus, die ihre große Schwester geradezu anhimmelt. Daher ist es kaum verwunderlich, dass sie auch mit voller Hingabe den Jungesellinnenabschied ihrer Schwester plant. Dieser Abend soll für die Gäste unvergesslich werden, bevor Helena mit ihrem Traummann Tom vor den Traualtar tritt. Er ist Lehrer des örtlichen Gymnasiums und war bereits zu der Schulzeit ihrer Schwester vor einigen Jahren als junger Referendar der Schwarm der Schülerinnen.

Tom und seine Zukünftige scheinen wie füreinander geschaffen zu sein. Aus diesem Grund ist die Hochzeit nach wenigen Monaten für niemanden verwunderlich. Auch Cara freut sich über das Glück ihrer großen Schwester und wirft sich eifrig in die Vorbereitungen. Nach mehreren Zwischenfällen scheint der Abend noch ein voller Erfolg zu werden. Es wird getanzt, gelacht und jede Menge getrunken. Den Höhepunkt der Party bilden allerdings die kleinen Pillen, welche die Nacht unvergesslich machen sollen. Und das wird sie tatsächlich. Denn am nächsten Morgen ist nichts mehr, wie es einmal war. Tom wurde tot aufgefunden und den jungen Frauen fehlt jegliche Erinnerung an die Geschehnisse des letzten Abends.

Ein Thriller für junge Erwachsene, der mit psychologischen Irrwegen überzeugt
In guten wie in toten Tagen ist ein Thriller für junge Erwachsene, der sich in diesem Genre ganz sicher nicht verstecken muss. Psychologisch gut ausgearbeitete Protagonisten führen den Leser gekonnt in die Irre. Wer ist Toms Mörder? Dank Gina Mayers Labyrinth aus Hinweisen könnte es schließlich jeder sein. Sie schafft mit Cara, Helena und deren Umfeld die perfekte Kulisse für einen außergewöhnlichen Thriller. Der Leser bekommt trotz der Trennung der Eltern zunächst den Eindruck, dass die beiden Schwestern in einem intakten Umfeld leben, doch mit jedem kleinen Augenblick bröckelt die Fassade, die schließlich tiefe menschliche Abgründe entblößt.

Mir bot der Thriller einige unterhaltsame Stunden, in denen ich nur so durch die Seiten flog. Ich muss gestehen, dass ich bereits ziemlich schnell eine leichte Vorahnung hatte, wer Tom Schenker ermordet haben könnte. Dies war aber tatsächlich nur eine Ahnung und Gina Mayer ließ mich aufgrund der Konstruktion ihres Romans immer wieder an dieser zweifeln. So kam es schließlich, dass ich den Thriller auf der Suche nach kleinen Spuren und Hinweisen geradezu untersuchte. Meine Vorahnung hat sich zwar bestätigt, allerdings erlebte ich trotzdem noch einige Überraschungen auf den letzten Seiten.

Fazit
In guten wie in toten Tagen ist ein Thriller für junge Erwachsene, der mir einige Stunden größter Spannung bereitete. Trotz minimaler Kritikpunkte, deren Erwähnung leider zwangsläufig in einem Spoiler enden würde, wurde ich fabulös unterhalten. Ich denke, dass sich dieser Thriller durch die Gestaltung der Charaktere tatsächlich zunächst an die Zielgruppe der jungen Leser richtet und doch wird er sicherlich auch alle mitreißen, die dieser Zielgruppe bereits entwachsen sind und sich trotzdem gerne mit jugendlichen Protagonisten in ihrer Gedankenwelt umgeben.