Rezension

Ein Thriller für junge Leser

Und keiner wird dich kennen - Katja Brandis

Und keiner wird dich kennen
von Katja Brandis

"Und keiner wird dich kennen" war ein Buch, das mir gerade wegen seinem Titel, aber auch wegen des sehr auffälligen Covers, sofort ins Auge gesprungen ist. Aber auch die Umsetzung der Idee, die sehr wohl der Realität entsprechen könnte, war bis auf wenige Details,wie einige fehlende Gefühle der Protagonistin, sehr ausgereift und so flogen die Seiten auch nur dahin, als man schon nach wenigen Sätzen in die Story gefunden hat, obwohl zu Beginn noch einiges unklar ist. Es war sehr interessant, mal ein Buch mit den vielen Serien, die darüber handeln zu vergleichen und festzustellen, dass man doch wenig Ahnung von Zeugenschutzprogrammen hat. Somit steht einem jugendlichen Lesegenuss nichts mehr im Wege, wenn man sich noch mit dem Schreibstil verträgt. Ich denke viele jugendliche Leser könnten gefallen an der, in gewissen Punkten realitätsnahen, Geschichte finden, denn sie kann mit viel Spannung, einem sehr raschen Lesefluss und einigen Einblicken, in verschiedene Charaktere, sehr überzeugen. So können wohl auch einige Leser, die wie ich Thriller eher meiden, einiges mit der Geschichte anfangen, und vielleicht auch gefallen an ihr finden.

Sobald ich mich an den typischen Schreibstil eines Thrillers gewöhnt habe, hat Katja Brandis mich in ihre Geschichte gezogen. Der Schreibstil an sich war kurz und bündig, verfügte aber auch über einige tiefgehende,  gefühlvolle Stellen, wie man sie sich in einem eher sachlichen Schreibstil wünscht. Mit diesen kleinen Abwechslungen schafft es die Autorin, vor allem Jugendliche für ihre Geschichte zu begeistern und dafür zu sorgen, dass man das nächste Geschehen nicht mehr abwarten kann.
Gefallen hat mir auch die Protagonistin, die sehr einfach gestrickt war. Denn ihr größter Wunsch war ein Leben in Normalität, dass sie mit ihrem Freund Lorenzo teilen kann. Aber wie es so oft mit Wünschen ist, zerfällt dieser in Scherben, als sie vor dem Ex-Freund ihrer Mutter davonlaufen müssen.
Aber Maja verhält sich eben wie der typische Teenager, der sie als Person zu nichts besonderem macht, aber das ist wohl von der Autorin so gewollt, denn jeder Teenager kann sich so mit ihr identifizieren, aber dafür bleibt sie auch ziemlich oberflächlich, denn die meiste Zeit weiß sie selbst nicht so genau wer sie nun wirklich ist. Aber es gab auch Momente, die einen weiter in Majas Art blicken ließen, dies hat die Autorin mit einigen Rückblenden in die Vergangenheit geschafft, diese Teile waren einige der besten Momente in dem Buch. Natürlich hat Maja auch die typischen Schwächen eines Teenagers, die erste große Liebe, aber es ist auch diese Schwäche, die später über Leben und Tod entscheidet.
Der zweite Protagonist ist der verhasste Ex-Freund selber, der einen mit seiner Zwiespältigen und fast schizophrene Art eine Gänsehaut über den Rücken laufen lässt. Andererseits ist es spannend, sich in die Gedanken eines Stalkers zu versetzen und über seine Motive und Beweggründe nachzudenken, vor allem da man recht schnell sein Wesen erkennt.
Aber es gab auch noch ein paar andere Motive, die einen an das Buch gebunden haben, denn irgendwann war meine einzige Frage: Läuft ein Zeugenschutzprogramm wirklich so ab? Und genau diese Frage hat die Autorin bejaht, auch dieser Aspekt, der das Buch mit der Realität verschmelzen lässt, konnte mich wirklich begeistern.
Aber auch die Grundidee selbst hat mich von Anfang an überzeugt, vor allem da man sich im Laufe der Geschichte ein immer besseres Bild machen konnte und viel spekulieren musste, bevor die Autorin, die Situation schlussendlich, nach sehr aufregenden 200 Seiten, in denen man des Öfteren Luft schnappen musste, aufgelöst hat.