Rezension

Ein Thriller ohne Thrill

Hautnah - Julia Crouch

Hautnah
von Julia Crouch

Bewertet mit 2 Sternen

Die Ehe von Lara und Markus läuft schon seit Jahren alles andere als gut. Als Markus eine Rolle in einem Theaterstück angeboten bekommt, beschließen Lara und ihre drei Kinder mit ihm nach Trout Island zu reisen und die Ehe zu kitten. Als sie endlich den verschlafenen und scheinbar ausgestorbenen Ort im amerikanischen Bundesstaat New York erreichen, beginnt Lara immer mehr an einer Rettung der Ehe zu zweifeln. Ihr Mann benimmt sich genauso wie vorher, ihre Kinder scheinen immer angespannter zu werden und um sie herum geschehen viele seltsame Dinge. Und bevor Lara sich versieht, wird ihr jahrelanger Traum von einem perfekten Leben zu einem Albtraum, der nicht nur für sie, sondern auch für ihre Familie gefährliche Folgen hat.

Die Ehe von Lara und Markus läuft schon seit Jahren alles andere als gut. Als Markus eine Rolle in einem Theaterstück angeboten bekommt, beschließen Lara und ihre drei Kinder mit ihm nach Trout Island zu reisen und die Ehe zu kitten. Als sie endlich den verschlafenen und scheinbar ausgestorbenen Ort im amerikanischen Bundesstaat New York erreichen, beginnt Lara immer mehr an einer Rettung der Ehe zu zweifeln. Ihr Mann benimmt sich genauso wie vorher, ihre Kinder scheinen immer angespannter zu werden und um sie herum geschehen viele seltsame Dinge. Und bevor Lara sich versieht, wird ihr jahrelanger Traum von einem perfekten Leben zu einem Albtraum, der nicht nur für sie, sondern auch für ihre Familie gefährliche Folgen hat.

Zu allererst möchte ich erwähnen, dass ich das Cover sehr schön und irgendwie passend zu dem Buch finde. Die leuchtend orangefarbenen Ahornblätter sind meiner Meinung nach eine sehr schöne Anspielung auf die Ostküste Amerikas und den Indian Summer, den man dort in seiner Farbpracht bewundern kann. Aber auch, wenn es nach einer richtigen Herbstlektüre aussieht muss ich gleich dazu sagen: Ist sie nicht. Die Handlung spielt im Sommer. Trotzdem eine schöne Idee und ein gelungenes Cover.

Das Buch ist in viele relativ kurze Kapitel aufgeteilt, die sich in einer Seitenanzahl von 5 – ca 40 Seiten bewegt, was das Lesen für mich sehr angenehm gemacht hat. Auch der Schreibstil von Julia Crouch ist relativ gut und flüssig zu lesen. Was mich allerdings gestört hatte waren die Gedankengänge der Hauptdarstellerin Lara, die sich andauernd wiederholten. Diese waren zwar angesichts ihrer Situation plausibel, aber haben sich derart durchs Buch gezogen, dass die ständige Wiederholung irgendwann einfach nur noch langweilte.

Mit den Charakteren konnte ich mich auch nicht wirklich anfreunden. Lara wirkte am Anfang noch sympathisch und aufgrund der jüngsten Ereignisse konnte ich noch richtig mit ihr mitfühlen und ihre Unzufriedenheit verstehen. Doch je mehr man dann über sie las, umso nerviger und anstrengender wurde sie. Irgendwann hatte sie bei mir einen Punkt erreicht, wo ich sie kaum noch wirklich als eine erwachsene Person ernst nehmen konnte. Die Gedankengänge waren immer dieselben und erinnerten eher an einen stark pubertierenden Teenager, als an eine Mutter, die zwar frustriert aber trotzdem irgendwie mit beiden Beinen im Leben steht. Auch ihr Verhältnis zu den Kindern lässt sie unglaubwürdig erscheinen. Einerseits liebt sie angeblich ihre Kinder so sehr, und andererseits bemerkt sie zwar halbwegs das depressive Verhalten von ihrer Tochter, kümmert sich aber nicht weiter darum.
Ihr Mann, Markus, wurde dafür seiner Rolle scheinbar gerecht. Er ist ein unsympathischer Egoist, den seine Familie scheinbar kaum interessiert. Allerdings fand ich, dass er zwischendurch doch mal guten Willen gezeigt hat.
Die Kinder waren sehr durchwachsen. Bei den Zwillingen habe ich mich teilweise ernsthaft fragen müssen, was sie bitte für eine Beziehung zu Lara haben. Besonders die Tochter, die von ihrem doch psychopathischen Zwillingsbruder unterdruckt wird. Auch das Auftreten der beiden finde ich ziemlich seltsam und unglaubwürdig.
Spannend wird es gerade beim Jüngsten. Angeblich noch nicht komplett trocken, aber mit bewundernswert schwankenden sprachlichen Fähigkeiten. Mal bekommt er mit Mühe und Not kurze Sätze zustande oder sagt irgendetwas in einer Art, was seinem angeblichen Alter wirklich entsprechen könnte und zwei Kapitel weiter haut der kleine Mann dann lange Sätze raus, die erwachsener klingen als die seiner Geschwister und zu logisch zur Situation passen.

In dem Buch habe ich viele tolle Ansätze und Ideen gefunden, die schon fast danach geschrieen haben, ein echt guter und spannender Thriller zu werden. So schnell, wie diese vielversprechenden Situationen da waren, gingen sie allerdings auch wieder. Natürlich ungenutzt. Ich muss ehrlich gestehen, dass ich die ersten 400 Seiten öfter auf das Cover gucken musste, ob da WIRKLICH „Thriller“ steht und nicht „Familiendrama“. Denn genau das ist es, was„Hautnah“ zum größten Teil eigentlich wirklich bietet. Familiendrama. Sehr sehr viel Familiendrama sogar. Je weiter ich in dem Buch kam, umso frustrierter wurde ich. Als ich schon kurz davor war, eine Vermisstenanzeige schalten zu lassen, um endlich den verschollenen Thrillerteil zu finden, habe ich ihn dann doch noch gefunden. Endlich! Auf den letzten 80 Seiten hatte er sich versteckt. Auch hier wurde ich wieder überrascht, denn es wurde wirklich spannend und teilweise war ich wirklich erschüttert über Laras Schicksal. Tut mir leid, aber bei einem fast 600 Seiten Buch mit gerade mal 80 Seiten Thrilleranteil frage ich mich ernsthaft, ob man hier überhaupt ernsthaft von einem Thriller sprechen darf.

Wie ich bereits sagte: Als Familiendrama mit ein bisschen Spannung wäre es ganz nett gewesen, als Thriller ist es leider eher enttäuschend. Ich hatte mir von „Hautnah“ jedenfalls sehr viel mehr erhofft.