Rezension

Ein Thriller ohne Thrill

Sieben Lügen - Elizabeth Kay

Sieben Lügen
von Elizabeth Kay

Bewertet mit 4 Sternen

 

Warum fällt mir bei diesem Buch als erstes ein, dass es ein großartiges Cover trägt? Schwarz, Silber und blaugrüne Farbschlieren. Nichts aussagend, aber irgendwie gelungen.

 

Die Handlung kann man, ohne zu spoilern, ganz schnell erzählen. Jane und Marnie sind von Kindesbeinen an beste Freundinnen, unzertrennliche Freundinnen, bis ins Erwachsenenalter hinein. Als Marnie heiratet, greift Jane zu ihrer ersten Notlüge. „Natürlich passen du und Charles gut zusammen,“ versichert sie ihrer Freundin Marnie. Bei dieser Lüge bleibt es jedoch nicht.

 

370 Seiten lang fragte ich mich beim Lesen, was ich von diesem Buch halten soll. Ich überlegte, ob mir Theorie weiterhelfen kann. Das Buch trägt die Bezeichnung „Thriller“. Ein Thrill bedeutet Nervenkitzel, und zwar in der Regel durch Bedrohung des einen oder anderen Protagonisten. In einem wirklich gut geschriebenen Thriller nimmt die Bedrohung quasi die Handlung in die Hand, so entsteht ein echter Pageturner. Spätestens wenn man die Definition genauer betrachtet, sind Zweifel angebracht, was das vorliegende Buch betrifft. Denn einen Nervenkitzel hat dieses Buch bei mir wirklich nicht ausgelöst. Auch wenn es sich flüssig und streckenweise auch spannend lesen ließ. Allerdings eben ohne Thrill.

Bei Amazon steht immerhin sehr viel passender „Psychothriller“ als Genre-Bezeichnung. Und hier bedeutet die Definition, dass die Spannung weniger durch Taten, als vielmehr durch Gefühle wie Bedrohung, Erschrecken, Irritation hervorgerufen wird. Es wird eine Erwartungshaltung beim Leser aufgebaut, die jedoch völlig überraschend in die Irre geleitet wird. Die Perspektive im Psychothriller ist in der Regel die des Opfers, dessen Wahrnehmung der Machtlosigkeit den eigentlichen Thrill beim Leser auslöst.

Diese Bezeichnung ist für das vorliegende Buch stimmiger, aber nur halbherzig, denn – wie bereits gesagt – der Thrill fehlt. Es werden pathologische Beziehungen geschildert, kranke Verhaltensweisen, ohne sie tiefenpsychologisch ernsthaft zu begründen. Die Handlung ist vorhersehbar, sie bietet keine wirklichen Überraschungen. Letztlich watet man 370 Seiten lang anhand durchaus feinsinniger Beobachtungen durch eine Nabelschau der Protagonistin.

 

Ja, das Buch ist wie das Cover: Gut gestaltet, aber nichts aussagend.