Rezension

Ein tiefsinniger Roman, der wichtige Themen aufgreift, jedoch sein Potential nicht ausschöpft

Die Geächteten - Hillary Jordan

Die Geächteten
von Hillary Jordan

Bewertet mit 4 Sternen

In einer künftigen Welt werden Verbrecher durch Färben der Haut für alle sichtbar gekennzeichnet. Für das festgelegte Strafmaß müssen sie diese Färbung tragen und es gelten so gut wie keine Regeln zum Schutz dieser Verchromten vor der Öffentlichkeit. Hannah gehört auch zu diesen Personen, ihre gesamte Haut schimmert rot und zeigt so der Umwelt, dass sie eine Mörderin ist. Sie hat ihr Kind abgetrieben und damit in den Augen der Öffentlichkeit einen Mord begangen. Ihr Strafmaß ist zudem noch schlimmer, da sie beharrlich den Vater sowie den Abtreiber schützt und keine Namen Preis gibt. Von ihrer Familie im Stich gelassen und in einer Heil- und Umerziehungsanstalt beginnt für Hannah nach der harten Zeit im Gefängnis ein komplett neues Leben. Sie muss nicht nur mit der Umwelt zurechtkommen, die natürlich auf sie als Verchromte ganz anders reagiert, sie muss viel mehr auch mit sich selber und ihren Schuldgefühlen zurechtkommen sowie der aussichtslosen Liebe zum Kindsvater.

Anders als der Klappentext suggeriert, geht das Buch nicht um einen erbitterten Kampf auf Leben und Tod sondern vielmehr um Selbstakzeptanz und das Finden der eigenen Stärke. Man begleitet die sehr sympathische Hauptperson auf ihrem Weg vom fremdbestimmten Kind, wessen Leben von Anfang an sehr gelenkt und vorbestimmt war, zu einer selbstbewussten Frau. In einer sehr gläubigen Gemeinschaft aufgewachsen, wurde selten etwas angezweifelt. Mit der Zeit lernt Hannah jedoch, dass sie für ihr Schicksal selber verantwortlich ist und dass sie stärker ist, als sie vermutet.  Durch den sehr flüssigen Schreibstil kommt man gut in die Geschichte. Da man an Hannahs Gedanken, Sorgen und Zweifeln teilhaben kann, fällt es zudem sehr leicht, in ihre Welt abzutauchen. Wenn man über die falschen Erwartungen an den Roman erst mal hinweggesehen hat, findet man einen tiefsinnigen Roman, der viele Themen wie religiösen Fanatismus und  Leichtgläubigkeit, jedoch auch den Wert von Freundschaft und die Verantwortung für das eigene Schicksal behandelt.

An vielen Stellen bleibt der Roman jedoch trotzdem zu flach und hätte durchaus noch ein paar mehr Seiten vertragen. Viele Handlungsstränge sind nicht genug ausgearbeitet oder bleiben unvollständig. Die Autorin verarbeitet viele tolle Ideen und spricht wichtige Themen an, das volle Potential wurde jedoch nicht ausgeschöpft. Trotz dieser Schwächen ist der Roman jedoch eine grandiose Zukunftsvorstellung die aufklärt und wach rüttelt. Am Ende bleibt auf jeden Fall jede Menge Diskussionspotential.