Rezension

Ein tiefsinniges und schönes Jugendbuch!

Die verborgene Seite des Mondes - Antje Babendererde

Die verborgene Seite des Mondes
von Antje Babendererde

Bewertet mit 5 Sternen

"Die verborgene Seite des Mondes" oder "Warum ein Stein nicht von selber singt"

Bei dem vorliegenden Roman "Die verborgene Seite des Mondes" handelt es sich bereits um den fünften Jugendroman aus der Feder von Antje Babendererde.  Das Buch umfasst 311 Seiten und ist im Arena Verlag erschienen. Empfohlen wird das Buch für junge Leser ab ca. 14-15 Jahren.

Obwohl ich alterstechnisch gesehen ganz sicher nicht mehr zur Zielgruppe für die Jugendbücher der Autorin gehöre, schafft sie es mit Leichtigkeit, mich immer wieder für ihre Bücher zu begeistern. Ihre feinfühligen Romane und immer lebendigen Erzählungen über die Kultur und Geschichte, aber eben auch über die heutige Situation der Indianer in Nordamerika, bescheren dem Leser beständig schöne und spannende Lesestunden.

Zum Buch:

„Kannst du in Deutschland die verborgene Seite des Mondes sehen?“, fragte er. Julia schüttelte den Kopf. „Nein, Simon. Egal, wo man gerade ist auf der Welt, den Mond sieht man immer nur von einer Seite.“

„Also sehen alle nur dieses traurige Gesicht.“ Ein wenig enttäuscht sah er sie an. „Ich dachte, auf der anderen Seite lächelt er vielleicht.“

Dies ist nur ein kleiner, äußerst bewegender Auszug eines Gesprächs zwischen Julia und Simon.

Zum Inhalt:

Nach dem plötzlichen Tod von Julias Vater, ein Indianer vom Volk der Western Shoshone, reisen ihre Mutter Hanna und das 15-jährige Mädchen zur Beerdigung von John nach Nevada. Er soll beim Sommertreffen der Shoshoni nach indianischer Tradition beerdigt werden. Dort leben auch Julias indianische Großeltern und ihr schwerbehinderter Cousin Tommy auf einer sehr einsam gelegenen Ranch in der Halbwüste Nevadas. Julia ist nach ihrer Ankunft erst einmal total schockiert – alles ist ganz anders, als ihr Vater es ihr immer beschrieben hatte. Sie kann es einfach nicht fassen, dass die sogenannte "Ranch“, die in ihren Augen eher einem Schrottplatz gleicht, die abgelegene Einöde und überhaupt alles dort, der Ort sein soll, an den sich ihr Vater jahrelang zurückgesehnt hatte. Dort trifft sie auch auf Simon, einen stillen und in sich gekehrten Jungen, dessen ruhige aufmerksame Art sie seltsam berührt und schon bald merkt sie, wie gut er ihr schon allein durch seine Anwesenheit tut. Doch es gibt auch jemanden, der Julia am liebsten wieder in Deutschland sehen würde und alles daran setzt, sie von der Ranch zu vertreiben …

Meine Gedanken zu dem Buch:

Das Buch beginnt mit dem, wie ich finde, wunderschönen Gedicht "Warum ein Stein nicht von selber singt" von Anita Endrezze-Danieson, zu deren Vorfahren Yaqui-Indianer gehören. Das Gedicht steht in direktem Zusammenhang mit dem Inhalt des Buches und wird im Text immer wieder aufgegriffen.

Auf gewohnt feinfühlige und äußerst einfühlsame Weise schildert die Autorin wie Julia mit ihrem großen Verlust umzugehen und dabei das Land ihrer Vorfahren kennen und lieben lernt. Sie begeistert auch in diesem Buch durch ihre bewährt liebevollen und detailreichen Schilderungen der Gedanken und Gefühle ihrer Protagonisten. Uns Lesern verschafft sie somit wunderbare Einblicke in die indianische Kultur und u. a. auch in die uralten Mythen und Zeremonien der Shoshoni Indianer. Wir bekommen aber auch einen umfassenden Eindruck davon, wie hart und leider teilweise trostlos das Leben der Indianer im Amerika der heutigen Zeit ist. Auch vor umweltpolitischen Problemen schreckt sie nicht zurück. Diese werden verständlich aufgegriffen und jugendgerecht erörtert. Auf ihre leise und feine Art vermittelt sie diesbezüglich eine Hoffnung und Zuversicht, die einem regelrecht das Herz wärmt -  so lange sich nur genügend Menschen für die Rechte der Indianer einsetzen, ist nichts verloren. Dicht ineinander verwoben erzählt dieses spannende Jugendbuch Julias (Liebes-)geschichte und die Geschichte ihrer Vorfahren so stimmig und ergreifend, wie es einfach nur Frau Babendererde versteht zu schreiben.

Ein Beispiel:

"Die Hautfarbe kann man nicht ändern, die Einstellung schon. Es kommt demnach nicht auf die Hautfarbe an, sondern welche Einstellung man im Kopf mit sich herumträgt." Eine ganz schlichte und einfache Feststellung, die dabei so viel Wahrheit in sich trägt.

Mein Fazit:

Ein großes Dankeschön an Frau Babendererde für ganz wundervolle Lesestunden mit ihrem berührenden und warmherzigen Buch. Sie konnten mich ein weiteres Mal mit einer gefühlvollen und aufrichtigen Geschichte restlos überzeugen. „Die verborgene Seite des Mondes“ erzählt auf ganz einzigartige Weise von der Liebe der Menschen, von ihrer Kraft und Stärke, aber eben auch von Verlust- und Überlebensängsten. Dabei macht ihr Buch noch Mut und gibt Kraft. Auf berührende Weise, der wohl von ihrem einzigartigen Schreibstil herrührt, schreibt die Autorin so echt und klar, diesen Botschaften kann man sich einfach nicht entziehen.

In diesem Sinne: Shundahai = Frieden & Harmonie für alle Wesen ♥

Fünf Sterne für dieses spannende, tiefsinnige und absolut besondere Jugendbuch!