Rezension

Ein tödliches Wettrennen ums nackte Überleben

Feuer & Flut - Victoria Scott

Feuer & Flut
von Victoria Scott

*Worum geht's?*
Als eines Tages plötzlich eine kleine Schachtel auf ihrem Bett liegt, explodiert Tella beinahe vor Aufregung. Nach einem Jahr in der Einöde nahe den Wäldern Montanas, abgeschottet von der Zivilisation, scheint der kleine elektronische Ohrknopf aus der Schachtel Tellas große Rettung aus der Langeweile zu sein. Doch das seltsame Gerät kommt mit einer Nachricht daher, mit der das sechzehnjährige Mädchen niemals gerechnet hätte: die Einladung zum Brimstone Bleed, einem geheimen und tödlichen Rennen, an dessen Ziellinie ein ungeheurer Preis auf den Gewinner wartet – ein Heilmittel für jede Krankheit. Tella zögert nicht lang und macht sich auf den Weg, um das Mittel für ihren totkranken Bruder Cody zu gewinnen. Ihr wird ein Pandora zur Seite gestellt, ein genetisch verändertes Tier mit außergewöhnlichen Fähigkeiten. Während sich Tella und ihr Fuchs Madox durch die erste Etappe des Rennens kämpfen, schließen sie sich einer kleinen Gruppe an. Doch je näher die Zielgerade rückt, desto angespannter sind die Gemüter. Denn es kann nur einen Gewinner geben… 

*Meine Meinung:*
„Feuer & Flut“ von Victoria Scott ist der erste Band einer neuen Serie, die verschiedene Genres in sich vereint. Die Geschichte selbst spielt ungefähr in der heutigen Zeit, behandelt aber ein geheimes Rennen, das dystopische Elemente miteinbringt: Über hundert Teilnehmer nehmen an einem tödlichen Wettlauf durch vier Ökosysteme teil. Jedem Kandidaten steht dabei ein einzigartiger Pandora zur Seite, ein genetisch modifiziertes Tier mit speziellen Fähigkeiten. Der Preis: Ein Mittel, das alle Krankheiten heilen kann. Und nur einer kann gewinnen.

Protagonistin der Geschichte ist die sechzehnjährige Tella. Sie ist vor einem Jahr mit ihren Eltern und ihrem totkranken Bruder Cody in die Wälder von Montana gezogen, um Cody nahe der Natur vor dem stressigen Alltag in Boston zu schützen. Als sie vom Brimstone Bleed erfährt, zögert sie nicht lange und macht sich auf den Weg, um anzutreten und das Heilmittel für ihren Bruder zu gewinnen. Eine noble Tat, die man Tella hoch anrechnen kann, aber sonst macht sie es einem nicht unbedingt leicht. Man lernt sie als oberflächlichen Teenager kennen, der andere Mädchen allein aufgrund ihres Aussehens hasst. Sie trifft viele spontane, nicht immer ganz nachvollziehbare Entscheidungen und verliebt sich im Laufe der Geschichte in einen Typen, den sie eigentlich gar nicht kennt, was ihre Oberflächlichkeit nur noch weiter unterstützt.

Obwohl Tella immer mal wieder oberflächlich handelt, vollzieht sie in „Feuer & Flut“ eine Entwicklung, die sie immer sympathischer wirken lässt. Im Umgang mit Pandoras zeigt Tella plötzlich eine ganz andere, feinfühlige und liebevolle Seite von sich. Besonders Madox gegenüber, ihrem schwarzen Fuchs, verhält sie sich derart verantwortungsbewusst und liebenswürdig, dass man ihr ihre Zickereien schon fast wieder verzeihen will. Im Großen und Ganzen war Tella für mich eine durchwachsene Protagonistin, die ich mal mehr, mal weniger mochte, die ich insgesamt aber mit Interesse begleitet habe – wenn auch in erster Linie um Madox‘ Willen!

Die Pandoras waren für mich das absolute Highlight an diesem Roman. Bereits in „Der goldene Kompass“ von Philip Pullman war ich ein großer Fan der tierischen Begleiter und auch sonst können die Tiercharaktere stets mein Herz gewinnen. Die Idee der Pandoras von Victoria Scott hat mich gleich in ihren Bann gezogen, auch wenn der Gedanke, dass zum Beispiel ein genetisch veränderter Bär mit „Wolverine-Klauen“ aus einem Ei schlüpft, zunächst etwas befremdlich erschien. Die Pandoras haben mich mit ihren außergewöhnlichen Fähigkeiten und ihrer Loyalität gegenüber ihren Kandidaten neugierig und begeistert an den Seiten kleben lassen. Hach, ich hätte auch so gerne einen eigenen Pandora!

Im Gegensatz zu Tella wurde ich mit der Handlung des Romans auf Anhieb warm. Eine geheime Organisation, die ein tödliches Rennen veranstaltet und in der sich jeder Mitarbeiter als eine Art Schöpfer versteht – wenn das nicht nach falschem Hochmut, Intrigen und Spannung pur klingt! Und genau das bekommt man in „Feuer & Flut“ auch geboten. Es ist eine aufregende und überaus mitreißende Geschichte, die ab dem offiziellen Startschuss zum Brimstone Bleed bis zur letzten Seite ein enormes Tempo an den Tag legt. Auch wenn sich der Auftakt mit Informationen noch sehr bedeckt hält und viel Freiraum für Spekulationen bietet, lockt Victoria Scott ihre Leser mit genügend Andeutungen, um sie interessiert an der Strippe zu halten. Ich bin durch die Seiten gerast wie die Kandidaten, die die Zielgerade vor sich sehen – atemlos, gespannt und voller Neugierde, was diese Reihe noch für Überraschungen bereithält.

*Fazit:*
„Feuer & Flut“ von Victoria Scott ist ein kurzweiliger und aufregender Reihenauftakt, der mich wirklich gut unterhalten hat. Die Geschichte um Tella, die am tödlichen Brimstone Bleed teilnimmt und zusammen mit ihrem Pandora Madox nicht nur ums eigene Überleben, sondern auch um das ihres Bruders kämpft, hat mich mit dem rasanten Tempo und Scotts leichtem Schreibstil geradezu durch die Seiten fliegen lassen. Mit Tella selbst habe ich als Protagonistin zwar so meine Probleme gehabt, aber dafür haben die einzigartigen Pandoras mich auf ganzer Linie begeistern können. Für Fans von spannenden Jugendbüchern ist „Feuer & Flut“ definitiv empfehlenswert, auch wenn der Roman das Rad sicherlich nicht neu erfindet und mit einigen bekannten Elementen und Wendungen spielt. Für „Feuer & Flut“ vergebe ich 4 Lurche.