Rezension

Ein toller Auftakt, der Lust auf mehr macht :D

Flammende Bindung - Virulent 1 - Lina Jacobs

Flammende Bindung - Virulent 1
von Lina Jacobs

Bewertet mit 4 Sternen

"Alles begann mit einem Virus, einem mutierten Hepatitis C-Virus. Die Virulenz war verheerend, und nur mit Waffengewalt war die Epidemie aufzuhalten gewesen. Die Säuberungsaktion hatte Milliarden von Menschen das Leben gekostet. Daryan war froh, dass dieses Unglück vor ihrer Geburt gewesen war." Zitat Seite 18

Virulent 1: Flammende Bindung ist der Auftakt der Dystopie-Trilogie von Lina Jacobs.
Eigentlich lese ich nicht sehr oft Dystopien, denn ich bin doch eher ein Urban Fantasy und Paranomal Romance Leser, doch der Klappentext weckte mein Interesse und es schadet ja nichts, mal über den Tellerrand hinaus zu schauen. Und ich habe es nicht bereut. Dies ist zwar mein erstes Buch von Lina Jacobs gewesen, aber mit Bestimmtheit nicht das letzte.

Die Hauptanteil der Geschichte spielt in Südeuropa im Jahr 2119 in einer Welt, in der die Menschheit durch eine Virusepidemie fast völlig ausgelöscht wurde. Die HSU, eine Organisation, die nach der Epidemie die Macht an sich riss, kontrolliert nun die "Zone" und das umliegende Gebiet mit eiserner Hand. Daryan ist 24 Jahre alt und arbeitet für die HSU als Kopfgeldjägerin und jagd Gesetzlose. Sie wurde als zehnjähriges Kind in der Zone aufgenommen, und da sie eine Trägerin dieses H4-Virus ist und dieser ihr besondere Fähigkeiten und Kräfte verleiht, zu einer überaus tödlichen Kämpferin ausgebildet. Noch nie ist ihr ein Gesetzloser durchs Netz geschlüpft. Bis sie auf Marc trifft, der ebenfalls ein Träger ist, und in ihr die widersprüchlichsten Gefühle und Gedanken auslöst. Sie wuchs mit dem Wissen auf, dass sie die einzige überlebende mit diesem Virus ist, und nun muss sie erkennen, dass nicht alles der Wahrheit entspricht, was die HSU ihr eingebläut hat. Im Gegenteil, Marc bringt sie dazu vieles zu hinterfragen und es kommen Sachen ans Licht, die einfach nur schockierend und grausam sind. Ist ihr ganzes bisherige Leben wirklich eine Lüge gewesen? Warum kann sie sich nicht erinnern, wie sie in die Zone kam?

Meinung:
Mit diesem ersten Band "Flammende Verbindung" entführt die Autorin den Leser in eine äußerst karge und unwirtliche Zukunft. Die Menschen leben in einer sogenannten Zone und sind den Machenschaften und Plänen der HSU vollkommen ausgeliefert. Die HSU versteht es gekonnt die Bewohner zu manipulieren und ihren Willen durchzusetzen. Dies bringt Lina Jacobs mit ihrem Schreib- und Erzählstil wunderbar rüber. Er ist gut und zügig zu lesen, bring aber auch die nötige Ernsthaftigkeit mit, die für mich zu einer Dystopie gehört. Die Stimmung empfand ich als eher nüchtern und düster und genau passend für diese Geschichte, der es nicht an Gewalt und Blutvergießen mangelt. Es gibt aber auch gefühlvolle und erotische Momente, die hier gekonnt in Szene gesetzt wurden, aber die Stimmung dennoch nicht durch unpassendes romantisches Geplänkel in ein falsches Licht rücken. Da bleibt sich Lina Jacobs von Beginn bis zum Ende des Buches treu.

Erzählt wird die Geschichte ausschließlich aus der Sicht von Daryan und Marc.
So erhielt ich einen guten Einblick in die Gefühle und Gedanken beider Charaktere und konnte die Geschehnisse und Hintergründe sehr gut nachvollziehen. Auch das Grundthema mit der Ausrottung Milliarden von Menschen durch eine Virusepidemie und die anschließende „Säuberung“, dessen sich Lina Jacobs hier bedient, lies mich leicht in die Geschichte eintauchen, da hier doch ein Stück einer möglichen zukünftigen Realität dargestellt wird und genau das blitzte in meinen Gedanken zwischendurch auch immer wieder auf. Eine Virusepidemie ist ja nicht wirklich unmöglich. Würde es so ähnlich werden?

Daryan wächst in der Zone auf und wird zur Kopfgeldjägerin ausgebildet. Ein harter Alltag, der geprägt ist von Disziplin und Gewalt. Den Respekt verdient man sich hier, in dem man keine Schwächen zeigt und erst mal zuschlägt. Sie hat keinen Grund an der HSU zu zweifeln, bis Marc auftaucht und ihre Welt auf einmal ins Wanken gerät.
Auch hier hat Lina Jakobs authentisch und nachvollziehbar die Gefühlswelt Daryans zum Vorschein gebracht. Ich kann jetzt nicht sagen, dass sie ein liebes nettes Mädchen ist, das ich von der ersten Seite an ins Herz geschlossen hätte, denn sie ist nach außen doch sehr rüde und grob, hat aber doch einen weichen Kern und tritt für ihre Überzeugungen ein. Deshalb konnte ich gut ihre Gedanken und Gefühle nachempfinden. Besonders ihre Zerrissenheit und Überforderung, was ihre extremen Gefühle für Marc und die Machenschaften der HSU betrifft. Kann sie Marc vertrauen oder benutzt er sie nur, um an sein Ziel zu gelangen?

Im Gegensatz zu Daryan lebte Marc schon immer außerhalb der Zone und ist sich als Außenstehender der Machenschaften der HSU bewusst. Er setzt alles daran, ihnen das Handwerk zu legen und ihr Regime zu stürzen, doch auch er entdeckt noch Sachen in der Zone, die ihm das Blut in den Adern gefrieren lassen. Er ist ein ganz anderes unabhängiges Leben gewöhnt und hat sich sehr gut mit seinem Leben arrangiert, dies merkt man besonders an seinem Wesen, das trotz der Widrigkeiten viel unbeschwerter wirkt, als Daryans. Das Aufeinandertreffen mit Daryan wirft ihn völlig aus der Bahn. Der Virus bestimmt nun sein Handeln und er ist kaum fähig dem Virus in sich Einhalt zu gebieten. Sind seine Gefühle für Daryan echt, oder wird er nur vom Virus manipuliert? Er kann nicht verstehen, wie Daryan für die HSU arbeiten kann und es fällt ihm oft schwer, ihre Handlungen und Absichten einzuordnen. Wird es ihm gelingen einen klaren Kopf zu bewahren und den Virus in den Hintergrund zu verbannen, um seine Ziele zu erreichen?

Lina Jacobs hat hier eine von Anfang bis zum Ende spannende Geschichte zu Papier gebracht, in der alles vertreten ist, was ich mir von einer Dystopie erhoffe und mag. Eine realistische Idee, Action, dunkle Machenschaften aber auch Gefühle und etwas Erotik. Ich wurde von der Geschichte sehr gut unterhalten und es war auch wirklich Spannung vorhanden, doch diese hielt sich eher durchweg auf einer Höhe, sodass sie es leider nicht schaffte, mich so zu fesseln, dass ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen wollte. Für mich fehlte die Sogwirkung, die für mich ein 5-Sterne-Buch ausmacht. Das ist das auch der Grund, weshalb ich einen Stern abziehe, denn hier ist noch etwas Luft nach oben.

Wer nach einer düsteren, blutigen und durchaus gewaltreichen Zukunftsgeschichte sucht, in der auch tiefe Emotionen und eine Prise Erotik nicht fehlen, ist mit „Virulent: Flammende Bindung“ gut beraten. Ich kann das Buch nur empfehlen und freue mich schon auf den nächsten Teil, den ich mit Sicherheit auch lesen werde.